Deutsches Frauenwerk (DFW)

Organizations
Verfasst von Andreas Eichmüller

Massenorganisation für Frauen im NS-Staat

Das DFW wurde im Oktober 1933 im Zuge der Gleichschaltung als Sammelbecken für die Mitglieder der bürgerlichen Frauenvereine gebildet und dann zur Dachorganisation aller Frauenorganisationen im NS-Staat ausgebaut. Als eingetragener Verein war das DFW zwar formalrechtlich eigenständig, es war aber der NSDAP als „betreuter Verband“ angegliedert und personell eng mit der NS-Frauenschaft (NSF) verflochten, insbesondere in den Leitungspositionen. So stand Reichsfrauenführerin Gertrud Scholtz-Klink auch an der Spitze des DFW. Während sich die NSF seit 1936 mehr auf die Heranbildung einer weiblichen Führungsschicht konzentrierte, etablierte sich das DFW als Massenorganisation der Frauen mit knapp zwei Millionen Einzel- und weiteren vier Millionen Mitgliedern in den korporativ angeschlossenen Verbänden.

Den Frauen wurde im Nationalsozialismus vor allen Dingen die Rolle der Mutter und Hausfrau zugewiesen. Sie sollten viele „erbgesunde“ Kinder gebären und diese Kinder zu guten Nationalsozialist*innen und wertvollen Gliedern der „Volksgemeinschaft“ erziehen. Zu Beginn der NS-Herrschaft wurde dementsprechend die Erwerbstätigkeit von Ehefrauen stark beschränkt. Mit der Rüstungskonjunktur wurden diese Schranken aber wieder gelockert und so stieg die Erwerbsquote von Frauen bis 1939 über den Wert von 1933 an.

Das Tätigkeitsfeld des DFW lag dem NS-Frauenbild gemäß vor allem in den schon traditionell Frauen vorbehaltenen Bereichen Soziales und Wohlfahrt. So organisierte es etwa den „Reichsmütterdienst“, der über 200 „Mütterschulen“ unterhielt (eine davon in der Hildegardstraße 16 in München) und dessen Kurse bis 1939 von mehr als 1,7 Millionen Frauen besucht wurden. Dabei wurden die Frauen nicht nur in praktischen Dingen unterwiesen, sondern ihnen auch die weltanschaulichen und „rassebiologischen„ Grundlagen der nationalsozialistischen „Volksgemeinschaft“ nahegebracht. Seit Kriegsbeginn gewann der 1936 eingerichtete weibliche „Hilfsdienst“ stark an Bedeutung. Bei der Mobilisierung der Frauen an der „Heimatfront“ kam dem DFW eine wichtige Rolle zu. Seine Mitglieder wurden als Krankenschwestern eingesetzt, flickten die Uniformen und die Wäsche von Soldaten, unterstützen Frauen, die in der Rüstungsindustrie arbeiteten, bei der Hausarbeit, halfen bei Sammelaktionen, bei der Unterbringung von Evakuierten oder beim Luftschutz.

Quellen

Haerendel, Ulrike: „Mütterschule des Deutschen Frauenwerks“, in: Nerdinger, Winfried (Hg.): Ort und Erinnerung. Nationalsozialismus in München, Salzburg u.a. 2006, S. 192.
Klinksiek, Dorothee: Die Frau im NS-Staat, Stuttgart 1982.
Stephenson, Jill: The Nazi Organisation of Women, London u. a. 1981.

Empfohlene Zitierweise

Andreas Eichmüller: Deutsches Frauenwerk (publiziert am 23.10.2023), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/deutsches-frauenwerk-151