Deutsches Museum

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Verfasst von Elisabeth Kraus

Das Deutsche Museum in der Zeit des Nationalsozialismus

Kongresssaal des Deutschen Museums im "Festschmuck" zur Eröffnung der Veranstaltung "Tag der Deutschen Kunst", Juli 1937 | Deutsches Museum, Archiv, CD_61586

Das „Deutsche Museum von Meisterwerken der Naturwissenschaft und Technik“ wurde 1903 auf Initiative des Bauingenieurs Oskar von Miller gegründet. Seit 1906 im Alten Nationalmuseum untergebracht, wurde der Sammlungsbau erst am 7.5.1925 auf der Museumsinsel eröffnet, der Bibliotheksbau genau sieben Jahre später, und der Kongresssaal, der seinerzeit größte Veranstaltungsort in München, erst im Mai 1935. Das Museum dokumentiert die historische Entwicklung von Naturwissenschaften und Technik und verstand sich von Anfang an als überregionale Institution zur volksnahen Präsentation von Meisterleistungen deutscher wie internationaler Ingenieurskunst.

Im April 1933, ein Jahr vor seinem Tod, trat von Miller, der unter den Museumsangestellten Sozialdemokrat*innen und Kommunist*innen geduldet hatte, vor allem aber an der international orientierten Museumskonzeption festhalten wollte, nach massiven Angriffen und Verleumdungen durch Nationalsozialisten als Museumsvorstand zurück. Damit wurde der Weg frei für eine neue, den NS-Machthabern positiv gegenüberstehende Museumsleitung, in die Parteigänger wie Hugo Bruckmann oder Fritz Todt aufgenommen wurden.

Die Haltung der neuen Leitung in der NS-Zeit schwankte zwischen vorauseilendem Gehorsam, etwa bei der ‚Entjudung‘ des Museums-Ausschusses, und Anpassung oder Opportunismus wie im Falle der Entlassung von Mitarbeiter*innen aus politischen oder ‚rassischen‘ Gründen, aber auch bei der Zurverfügungstellung des Bibliotheksbaus für die beiden Propagandaausstellungen der NSDAP Große Antibolschewistische Schau (1936) und Der ewige Jude (1937). Während die erste, gleichsam als Prototyp derartiger Ausstellungen, den internationalen Abwehrkampf gegen den Bolschewismus dokumentieren sollte, diente die antisemitische Inszenierung im Jahr darauf dazu, mit allen Mitteln der Suggestion, Diffamierung und Denunzierung Gefühle von Hass und Abscheu der ‚Volksgemeinschaft‘ gegen Juden*Jüdinnen anzufachen und auch auf lange Sicht wachzuhalten.

Zwar blieben wissenschaftliche Standards für die Dauerausstellungen im Sammlungsbau vielfach erhalten, gleichwohl wurden dabei Erfindungen und Entdeckungen jüdischer Wissenschaftler*innen nicht mehr erwähnt.
Die im Museum existierende kommunistische Widerstandsgruppe um Simon Hutzler, Johann Reisinger und Franz Herb wurde 1942 zerschlagen. Ihre Mitglieder wurden inhaftiert und starben in der KZ-Haft oder an deren Folgen.

Quellen

Füßl, Wilhelm/Trischler, Helmuth (Hg.): Geschichte des Deutschen Museums. Akteure, Artefakte, Ausstellungen, München 2003.
Vaupel, Elisabeth/Wolff, Stefan (Hg.): Das Deutsche Museum in der Zeit des Nationalsozialismus. Eine Bestandsaufnahme, Göttingen 2010.

Empfohlene Zitierweise

Elisabeth Kraus: Deutsches Museum (publiziert am 12.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/deutsches-museum-152