Johann Dick (25.3.1901 Steeg/Mühldorf – 30.1.1985 München) und Maria Dick (14.3.1902 Kolmannseck – 4.7.1982 München)

Biographies
Verfasst von Christoph Wilker

Verfolgte Zeugen Jehovas

Johann und Maria Dick, undatiert | Privatbesitz Peter Biebl

Johann und Maria Dick wurden 1933 Zeugen Jehovas. Zuvor gehörten sie der katholischen Kirche an. Dem Ehepaar wurde 1927 eine Tochter und 1936 ein Sohn geboren. Weil er als Schaffner der städtischen Straßenbahn nicht mit „Heil Hitler“ grüßte, verlor Johann Dick seinen Arbeitsplatz bei der Stadt München. Trotz dieser Erfahrung verbreitete der gelernte Schreiner am 12. Dezember 1936 und 11. Februar 1937 Flugblätter, mit denen die Zeugen Jehovas gegen ihre Verfolgung protestierten. Er wurde verhaftet und am 11. November 1937 vom Sondergericht München zu 14 Monaten Gefängnis verurteilt. Seine Frau erhielt im selben Prozess eine Gefängnisstrafe von drei Monaten. Ende 1939 verlor auch sie ihren Arbeitsplatz, weil sie den „Hitlergruß“ verweigert hatte. Johann Dick sollte nach Ende seiner Strafhaft schriftlich versichern, seinen Glauben aufzugeben und dem NS-Regime die Treue zu halten. Er lehnte dies jedoch ab und wurde deshalb im Juli 1938 von der Gestapo in das Konzentrationslager Dachau eingewiesen. Im Jahr darauf  kam er in das KZ Mauthausen und schließlich ins Mauthausener Außenlager Gusen. In beiden Lagern wurde er schwer misshandelt; seine Freiheit erlangte er erst wieder mit dem Ende der NS-Herrschaft. In den ersten Nachkriegsjahren half Johann Dick als Schreiner beim Aufbau der neuen Deutschlandzentrale der Zeugen Jehovas in Wiesbaden, danach arbeitete er für eine Münchner Versicherung. Johann und Maria Dick waren bis zu ihrem Tod als Zeugen Jehovas in München tätig.

Quellen

Staatsarchiv München StAnW 8469, Urteil des Sondergerichts München vom 11.11.1937.
Interview Christoph Wilker mit Therese Biebl, Tochter von Johann Dick, 14.9.2005.
Wilker, Christoph: Verfolgung und Standhaftigkeit der Zeugen Jehovas in Sendling, in: Schalm, Sabine/Bösl, Elsbeth (Hg.): Sendling 1933-1945. Beiträge zur Geschichte des Stadtteils im Nationalsozialismus – Initiative Historische Lernorte Sendling, München 2005, S. 52-55.

Empfohlene Zitierweise

Christoph Wilker: Dick, Johann und Maria (publiziert am 23.10.2023), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/dick-johann-und-maria-156