Karl Dörschuck, Karl (10.10.1904 Neckarsteinach – 26.6.1962 München)

Biographies
Verfasst von Margrit Grubmüller und Kurt Lehnstaedt

Funktionär des Reichsbanners, Organisator der Widerstandsgruppe „Post“ und einer der drei Stützpunktleiter von „Neu Beginnen“ in München

Der Fernmeldetechniker Karl Dörschuck war Führer eines Telegraphenbautrupps bei der Reichspost in München und Vorsitzender der Sektion Telegraphie im Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund. Nach der Abstimmung über das Ermächtigungsgesetz im Reichstag am 23.3.1933 verschickte er ein illegales Flugblatt Waldemar von Knoeringens zu Hitlers Rede in braunen Dienstumschlägen der Post an offizielle Stellen. Ab Sommer 1933 baute er zusammen mit einigen Kollegen die Widerstandsgruppe „Post“ auf. Die Gruppe verteilte Flugblätter und Klebezettel der Exil-SPD (Sopade), u.a. zur Volksabstimmung am 19.8.1934. Er hielt Kontakt zu Waldemar von Knoeringen, der nach einem Besuch Dörschucks bei ihm als dem für Südbayern zuständigen Grenzsekretär an den Parteivorsitzenden Vogel schrieb: „Nun […] sehe ich wieder neuen Sinn meines Daseins. […] Der Fanatismus und die Begeisterung, die aus den Augen dieses Genossen leuchteten, und die Berichte, die er mir von seinesgleichen überbrachte, haben mich tief bewegt“. (Mehringer, Waldemar von Knoeringen, S. 95)

Nach einem schweren Arbeitsunfall Dörschucks stellte die Gruppe in der zweiten Hälfte der 1930er Jahre ihre Aktivitäten ein. Sie wurde von der Polizei nicht aufgedeckt.
Nach 1945 versuchte Dörschuck vergeblich, Reichsbanner und Eiserne Front wieder aufzubauen.

Quellen

Mehringer, Hartmut: Die Bayerische Sozialdemokratie bis zum Ende des NS-Regimes. Vorgeschichte, Verfolgung und Widerstand, in: Martin Broszat/Hartmut Mehringer (Hg.): Bayern in der NS-Zeit, Bd. 5. Die Parteien KPD, SPD, BVP in Verfolgung und Widerstand. München 1983, S. 287-432.
Mehringer, Hartmut: Waldemar von Knoeringen - eine politische Biographie. Der Weg vom revolutionären Sozialismus zur sozialen Demokratie, München 1989.

Empfohlene Zitierweise

Margrit Grubmüller und Kurt Lehnstaedt: Dörschuck, Karl (publiziert am 26.10.2023), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/doerschuck-karl-161