Friedrich Ebert (4.2.1871 Heidelberg – 28.2.1925 Berlin)

Biographies
Verfasst von Edith Raim

Parteivorsitzender der SPD und erster Reichspräsident der Weimarer Republik

Friedrich Ebert (1871-1925) | Bayerische Staatsbibliothek München/Porträt- und Ansichtensammlung, port-005472 (Fotograf: Rudolf Dührkoop)

Friedrich Ebert wurde in Heidelberg in eine katholische Handwerkerfamilie geboren. Er absolvierte eine Sattlerlehre, die er jedoch kurz vor dem Ende abbrach. Anschließend arbeitete er in Karlsruhe, München und seit 1889 in Mannheim, wo er über einen Verwandten seines Vaters Zugang zur Sozialdemokratie fand. Anfänglich engagierte sich Ebert vor allem in der Gewerkschaft.

Im August 1889 wurde er Schriftführer des Sattlerverbandes in Hannover, ging aber nach einer Maßregelung erneut auf Wanderschaft und arbeitete in Zahlstellen des Sattlerverbandes in Kassel, Braunschweig, Elberfeld-Barmen, Remscheid, Quakenbrück und Bremen. In Bremen stieg er zum Vorsitzenden des Gewerkschaftskartells auf und gelangte 1893 in die Lokalredaktion der sozialdemokratischen Bremer Bürger-Zeitung.

Nach seiner Eheschließung im Jahr 1894 pachtete er eine Gastwirtschaft, die sich zum Zentrum politischer und gewerkschaftlicher Tätigkeit entwickelte. Ende 1899 wurde er in die Bremer Bürgerschaft gewählt und war dort sozialdemokratischer Fraktionsvorsitzender. 1900 stellte ihn das Gewerkschaftskartell als Arbeitersekretär ein. 1905 holte ihn der sozialdemokratische Parteivorstand als Sekretär nach Berlin. 1912 wurde er für den Wahlkreis Elberfeld-Barmen Reichstagsabgeordneter. 1913 wählte ihn die SPD in der Nachfolge des verstorbenen August Bebel zum Parteivorsitzenden.

Der Erste Weltkrieg war für Ebert persönlich und politisch eine einschneidende Zäsur: Zwar gelang es Ebert, eine nahezu ungekannte innerparteiliche Machtfülle zu erreichen, da er sowohl Parteivorsitzender, Vorsitzender im Parteiausschuss und Fraktionsvorsitzender der SPD-Reichstagsfraktion wurde, gleichzeitig aber spaltete sich die SPD wegen ihrer unterschiedlichen Positionen zum Krieg. Der pazifistisch orientierte linke Flügel, der den Krieg völlig ablehnte, bildete als USPD eine eigene Partei und Fraktion. Ebert und die Mehrheit der SPD (MSPD) bejahten zwar die Pflicht zur Landesverteidigung, wandten sich aber gegen weitgehende territoriale Annexionen als Kriegsziele und arbeiteten im Reichstag vor allem mit dem Zentrum und der liberalen Fortschrittspartei zusammen. Zwei Söhne Eberts fielen im Ersten Weltkrieg.

Die Verfassungsänderungen von Oktober 1918 erfüllten durch die Einführung der parlamentarisch kontrollierte Regierung zentrale Bestrebungen der Sozialdemokratie. Ebert hielt aber die Einführung der Republik in Deutschland, die sein Parteifreund Philipp Scheidemann am 9.11.1918 ausrief, für verfrüht. Am selben Tag übergab der letzte kaiserliche Kanzler Prinz Max von Baden das Amt des Reichskanzlers an Friedrich Ebert. Eberts Hauptziel war die Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung, und zu diesem Zweck verband er sich auch mit Wilhelm Groener, der faktisch der Obersten Heeresleitung vorstand.

Am 10.11.1918 entstand der Rat der Volksbeauftragten als provisorische Regierung, Ebert und Hugo Haase (USPD) bildeten den gleichberechtigten Vorstand. Kommunistische und linksradikale Aufstände wurden mit Billigung Eberts niedergeschlagen, stattdessen sollte der Weg in die Demokratie durch Wahlen zur Nationalversammlung ermöglicht werden. Der Preis dafür war hoch: die USPD wandte sich von ihm ab, und die Kommunisten verziehen weder ihm noch dem verantwortlichen Mitglied der provisorischen Regierung, Gustav Noske, die blutige Niederschlagung und beschuldigten beide des ‚Verrats‘ an der Arbeiterbewegung. Am 19.1.1919 fand die Wahl zur Deutschen Nationalversammlung statt. Erstmals wurde ein allgemeines, gleiches, direktes und geheimes Wahlrecht praktiziert, erstmalig durften Frauen wählen. Mit fast 38% der abgegebenen Stimmen ging die SPD als Wahlsiegerin hervor, war aber auf Koalitionen mit anderen Parteien wie dem katholischen Zentrum und der liberalen Deutschen Demokratischen Partei (DDP) angewiesen.

Am 11.2.1919 wurde Ebert zum vorläufigen Reichspräsidenten gewählt, am 24.10.1922 wurde seine Amtszeit vom Reichstag mit verfassungsändernder Mehrheit bis zum 23.6.1925 ausgedehnt. Die schweren Krisen der jungen Republik, die durch Angriffe von rechten und linken Extremisten ins Wanken geriet, meisterte er durch die Nutzung seiner Rechte als Präsident. Es gelang ihm, die Demokratie und die Verfassung zu verteidigen und insbesondere im Jahr 1923 die Einheit des Reichs trotz Umsturzversuchen linker und rechter politischer Kräfte sowie separatistischer Bestrebungen zu wahren.

Persönliche Anwürfe und Diskreditierungsversuche von nationalistischer und völkischer Seite überschatteten seine Amtsjahre. Schon im Sommer 1919 wurde ein Foto, das Ebert und Noske in Badebekleidung zeigte, mit dem Zweck veröffentlicht, beide lächerlich zu machen. Ehrenrührige Vorwürfe wegen angeblicher Korruption und Landesverrats zielten stets gleichzeitig auf das Amt des Reichspräsidenten und auf die Person Friedrich Eberts. Um als Zeuge in einem dieser Verfahren zur Verfügung zu stehen, verweigerte er sich einem dringend gebotenen Krankenhausaufenthalt und starb Ende Februar 1925 an den Folgen einer Blinddarmentzündung.

Quellen

Kotowski, Georg: "Ebert, Friedrich", in: Neue Deutsche Biographie, 4, 1959, S. 254-256. URL: <http://www.deutsche-biographie.de/ppn118528610.html> (zuletzt aufgerufen am 4.3.2015).
Mühlhausen, Walter: Friedrich Ebert 1871–1925. Reichspräsident der Weimarer Republik, Bonn 2006.
Mühlhausen, Walter: Die Republik entblößt. Das Badehosen-Foto von Friedrich Ebert und Gustav Noske, in: Gerhard Paul (Hg.): Das Jahrhundert der Bilder 1900 bis 1949, Göttingen 2009, S. 236–243.
Mühlhausen, Walter: Friedrich Ebert, Bonn 2018.

Empfohlene Zitierweise

Edith Raim: Ebert, Friedrich (publiziert am 18.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/ebert-friedrich-168