Charlotte Eckart (26.4.1905 Augsburg - 8.6.1942 Tötungsanstalt Bernburg a.d. Saale)

Biographies
Verfasst von Leo Hiemer

Holocaust-Opfer, bekannt mit Kardinal Faulhaber

Lotte Eckart, ca. 1938 | Fotosammlung Resi Baumann, Rohrdorf

Charlotte Margarete Eckart („Lotte“), geb. Schwarz, stammte aus einer wohlsituierten jüdischen Kaufmannsfamilie in Augsburg. Nach Abschluss der höheren Schule machte sie eine Ausbildung als Sekretärin und heiratete am 24.8.1933 in München den katholischen Hauptmann a.D., Wilhelm Eckart, der bereits 1934 verstarb. 1936 eröffnete sie eine Atemschule in Liechtenstein, kehrte aber 1937 schwanger nach Deutschland zurück.

Auf persönliche Empfehlung von Kardinal Faulhaber, der mit ihrem Mann bekannt war, wurde sie 1937 in Marktoberdorf getauft. Zwei Wochen später erhielt auch ihre neugeborene Tochter Gabriele („Gabi“) das Taufsakrament. Gabriele wurde von der Familie Aichele in Stiefenhofen im Allgäu als Pflegekind auf deren Bauernhof aufgenommen. Charlotte Eckart, die in Augsburg lebte, besuchte ihre Tochter regelmäßig auf dem Hof und hielt engen Kontakt zur Pflegefamilie.

Trotz einer Empfehlung von Kardinal Faulhaber für das Katholische Flüchtlingskomittee in New York bemühte sie sich vergeblich um die Emigration. Ende September 1941 wurde sie in Augsburg verhaftet (Haftbefehl der StaPo München vom 27.9.1941) und von dort über Nürnberg und Leipzig als „Schutzhäftling“ ins KZ Ravensbrück überstellt. Im Frühling 1942 wurde Charlotte Eckart im Rahmen der „Aktion 14f13“, der u.a. kranke oder als nicht mehr arbeitsfähig eingestufte KZ-Häftlinge sowie sämtliche Jüdinnen aus Ravensbrück zum Opfer fielen, in der Tötungsanstalt Bernburg a.d.Saale ermordet. Im Alter von 5 Jahren wird ihre Tochter Gabriele in Auschwitz umgebracht.

Quellen

Archiv des Erzbistums München und Freising, Pfarrei München, St. Bonifaz, Bd. MMII, Trauungsregister, Eheschließungen 1933-35, S.156.
Archiv des Erzbistums München und Freising, Kardinal-Faulhaber-Archiv, 9400 Konvertiten, Michael Kardinal Faulhaber an das Katholische Pfarramt Marktoberdorf vom 14.4.1937.

Archiv der Pfarrei St. Martin Marktoberdorf, Taufbuch, Bd. XVI 1930 1942, S.95.
Archiv des Erzbistums München und Freising, Kardinal-Faulhaber-Archiv, Briefe nichtarischer Bittsteller Empfehlungsschreiben 8426, Konzept einer Empfehlung von Michael Kardinal Faulhaber für Charlotte Eckart vom 27.12.1937.
Sächsisches Staatsarchiv Leipzig, PP-S 8519 Nr. 9642, Eintrag Charlotte Eckart im Gefangenenbuch des Polizeigefängnisses Leipzig 1941.
Staatsarchiv Nürnberg, Polizeipräsidium Nürnberg-Fürth 810 Nr. 1921, Eintrag Charlotte Eckart im Gefangenenbuch des Polizeigefängnisses Nürnberg 1941.
Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück/Projekt Gedenkbuch (Hg.): Gedenkbuch für die Opfer des Konzentrationslagers Ravensbrück 1939-45, Berlin 2005, S.185.
Hiemer, Leo: Unveröffentlichtes Manuskript über das Schicksal von Charlotte Eckart und ihrer Tochter Gabriele Schwarz, Kaufbeuren 2015.

Empfohlene Zitierweise

Leo Hiemer: Eckart, Charlotte (publiziert am 02.11.2023), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/eckart-charlotte-169