Anton Fehr (24.12.1881 Lindenberg / Allgäu – 2.4.1954 Lindenberg / Allgäu)

Biographies
Verfasst von Andreas Eichmüller

Agrarwissenschaftler, Landwirtschaftspolitiker und NS-Gegner

Anton Fehr (1881-1954), Aufnahme um 1930 | Bayerische Staatsbibliothek München/Porträt- und Ansichtensammlung, port-011897

Der Sohn eines Hutfabrikanten studierte an der Technischen Hochschule München Landwirtschaft. Nach einigen Jahren praktischer Tätigkeit erhielt er 1919 eine Professur für Milchwirtschaft in Weihenstephan. Im Juni 1920 wurde er für den Bayerischen Bauernbund in den Reichstag gewählt, dem er nachfolgend ununterbrochen bis 1933 angehörte. Von März bis November 1922 amtierte er im kurzlebigen zweiten Kabinett des Reichskanzlers Joseph Wirth als Minister für Ernährung und Landwirtschaft. 1924 bis 1930 war er Landwirtschaftsminister in Bayern. Fehr, der zum rechten, konservativen Flügel seiner Partei zählte, stand dem Nationalsozialismus reserviert gegenüber, näherte sich jedoch in der Endphase der Weimarer Republik autoritären Staatsvorstellungen an. Nach der Auflösung des Bauernbunds im April 1933 war er bis zu seinem Mandatsverlust im November Hospitant der Reichstagsfraktion der NSDAP.

1935 wurde er nach einer Kampagne von Julius Streicher und dessen Hetzblatt „Stürmer“ wegen angeblicher Bestechung durch einen jüdischen Fabrikanten zwangspensioniert. In den frühen 1940er-Jahren schloss er sich dem konservativ-monarchistischen Widerstandskreis um Franz Sperr an. Nach dem Attentat vom 20.7.1944 wurde Fehr wie andere Mitglieder dieses Kreises verhaftet und im KZ Ravensbrück inhaftiert, jedoch bereits im September des Jahres wieder entlassen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte Fehr auf seinen alten Lehrstuhl zurückkehren und erhielt zahlreiche Ämter im landwirtschaftlichen Verbandswesen.

Quellen

Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, MK 35881.
Schumacher, Martin: M.d.R., die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus. Politische Verfolgung, Emigration und Ausbürgerung 1933 - 1945. Eine biographische Dokumentation, Düsseldorf 1991.
Stoller, Hermann: Der Lindenberger Anton Fehr (1881-1954) – Politiker der Weimarer Republik, in: Jahrbuch des Landkreises Lindau, 18, 2003, S. 55-82.

Empfohlene Zitierweise

Andreas Eichmüller: Fehr, Anton (publiziert am 26.10.2023), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/fehr-anton-208