Ludwig Ficker (14.10.1904 München – 9.12.1947 München)

Biographies
Verfasst von Friedbert Mühldorfer

Münchner Kommunist, im Widerstand 1934, im Exil und 1944 zurückgekehrt

Ludwig Ficker, 3. v.l., undatiert | Archiv der VVN

Der Straßenbahnarbeiter Ludwig Ficker war zunächst in den Freien Gewerkschaften organisiert, 1929 trat er der KPD bei. Nach kurzer ‚Schutzhaft‘ 1933 lebte er illegal in München. Als Mitarbeiter der ‚Abteilung Militärpolitik‘, des geheimen Nachrichtenapparats der KPD, stellte er Adressen von Polizeibeamten und SS-Männern zusammen, um sie mit Aufklärungsschriften zu beliefern. Dazu beteiligte er sich an der Herstellung von Flugblättern, die vor den Kriegsvorbereitungen und dem damit verbundenen Gehaltsabbau warnten. Die Flugblätter wurden im Januar und März 1934 u.a. über den Zaun der Leopoldkaserne in der Winzererstraße und auf dem Exerzierplatz am Oberwiesenfeld verstreut.

Ficker konnte den bald darauf erfolgten Festnahmen seiner Mitarbeiter entgehen und in die Schweiz flüchten. Von dort aus unterstützte er die illegale Arbeit in Süddeutschland. 1942 wurde er in Basel verhaftet und in den Lagern Gordola und Bassecourt interniert. 1944 gelang ihm die Flucht, und er kehrte im September illegal nach München zurück, wo er sich um den Aufbau einer ‚Bewegung Freies Deutschland‘ bemühte, die im Sinne der KPD-Volksfrontpolitik überparteilich den Widerstand zusammenführen sollte, um den Krieg auch von innen heraus möglichst schnell zu beenden. Dazu knüpfte er Kontakte zu Widerstandsgruppen in Rüstungsbetrieben wie BMW und den Optischen Werken Steinheil sowie ab Frühjahr 1945 auch zu militärischen Kreisen der ‚Freiheitsaktion Bayern‘.

Nach der Befreiung war Ficker führend am Wiederaufbau der KPD in Bayern beteiligt. Er war auch Unterzeichner des Aktionsprogramms von KPD und SPD vom 8.8.1945 in München, Mitglied der Verfassungsgebenden Landesversammlung in Bayern und 1947 Landesvorsitzender der KPD. Im ersten Kabinett von Ministerpräsident Wilhelm Hoegner bekleidete er von Oktober 1945 bis Dezember 1946 das Amt des Staatssekretärs im Innenministerium.

Am 9.12.1947 wurde Ludwig Ficker tot in der Garage seiner Wohnung aufgefunden; die genauen Umstände seines Todes konnten nicht geklärt werden.

Quellen

Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Staatskanzlei MA 104990.
Diem, Veronika: Die Freiheitsaktion Bayern. Ein Aufstand in der Endphase des NS-Regimes, Kallmünz 2013.
Mehringer, Hartmut: Die KPD in Bayern 1919-1945, in: Broszat, Martin/Mehringer, Helmut (Hg.): Bayern in der NS-Zeit. Die Parteien KPD, SPD, BVP in Verfolgung und Widerstand, S. 1-286.

Empfohlene Zitierweise

Friedbert Mühldorfer: Ficker, Ludwig (publiziert am 16.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/ficker-ludwig-218