Paul Frankenburger alias Paul Ben-Haim (5.7.1897 München – 20.1.1984 Tel Aviv)

Biographies
Verfasst von Oliver Hochkeppel

Komponist

Paul Frankenburger, um 1915 | National Library of Israel

Paul Frankenburger war das zweitjüngste von fünf Kindern einer großbürgerlichen und liberalen jüdischen Familie. Sein Vater war der renommierte Jura-Professor und Justizrat Heinrich Frankenburger, seine früh verstorbene Mutter Anna stammte aus der Münchner Bankiersfamilie Schulmann und war eine begabte Pianistin. So erhielt Paul Frankenburger früh Klavier- und Geigenunterricht. Nach dem Abitur am humanistischen Wilhelmsgymnasium in München studierte er von 1915 bis 1920 – unterbrochen vom Kriegsdienst 1916 bis 1918 – an der Münchner Akademie der Tonkunst bei Friedrich Klose, Walter Courvoisier und Berthold Kellermann. Noch im Abschlussjahr ging er an die Bayerische Staatsoper, zunächst als Korrepetitor und Chorleiter, dann als Assistent von Bruno Walter und Hans Knappertsbusch. Seit 1924 arbeitete er als Kapellmeister am Augsburger Stadttheater, bis 1931 der neue, nationalsozialistische Intendant seinen Vertrag nicht mehr verlängerte. In der Weltwirtschaftskrise fand Frankenburger keine feste Stelle mehr und widmete sich ganz dem Komponieren.

Die Machtübernahme der Nationalsozialisten bestärkte ihn in seinem Entschluss, nach Palästina auszuwandern. Im November 1933 verließ er Deutschland endgültig, ließ sich in Tel Aviv nieder und änderte seinen Nachnamen Frankenburger in Ben-Chaim. Die orientalische und mediterrane Musik, die er nun kennenlernte, verband er mit der europäischen zu einem neuen, eigenen Stil, der – beginnend mit seinen ersten beiden Symphonien 1940 und 1945 – die Grundlage einer national-israelischen Musik bildete. Von 1949 bis 1954 war Ben-Chaim Direktor der Jerusalem Academy of Music, 1957 erhielt er den Israelischen Staatspreis, bis 1972, als er sich nach einem Autounfall aus dem Berufsleben zurückzog, war er auch Kompositionsprofessor an den Konservatorien in Tel Aviv und Jerusalem. Paul Ben-Chaim starb 1984 in Tel Aviv.

Quellen

Frühauf, Tina: Paul Ben-Chaim, in: Maurer Zenck, Claudia/ Petersen, Peter (Hg.): Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit, Universität Hamburg. URL: <http://www.lexm.uni-hamburg.de/object/lexm_lexmperson_00002546> (zuletzt aufgerufen am 30.3.2015).
Hirschberg, Jehoash: Paul Ben-Haim, Tel Aviv 1990.

Empfohlene Zitierweise

Oliver Hochkeppel: Frankenburger, Paul (Paul Ben-Haim) (publiziert am 19.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel?tx_nsdlexikon_pi3%5Baction%5D=show&tx_nsdlexikon_pi3%5Bcontroller%5D=Entry&tx_nsdlexikon_pi3%5Bentry%5D=230&cHash=a2243d24149f494e9973e077fbc7eb22