Wilhelm Franz (5.6.1909 Oetzsch/Leipzig – 17.10.1933 KZ Dachau)

Biographies
Verfasst von Friedbert Mühldorfer

Verfolgter Kommunist, des Nachrichtenschmuggels aus dem KZ Dachau verdächtigt und ermordet

Wilhelm Franz, undatiert | Archiv der VVN

Als kaufmännischer Leiter war Wilhelm Franz für den Schriftenvertrieb der KPD Südbayern zuständig. Im Zuge der großen Verhaftungswelle wurde er im Mai 1933 festgenommen und in das KZ Dachau eingeliefert, wo er in der Lagerpoststelle arbeitete.

Obwohl keine negativen Schilderungen an die Öffentlichkeit kommen sollten, erschienen seit Sommer 1933 in illegalen Druckschriften und in ausländischen Zeitungen Meldungen über die tatsächlich im Konzentrationslager Dachau herrschenden Verhältnisse. Da die Lagerleitung den Quellen nicht auf die Spur kam, versuchte sie mit einer brutalen Aktion, die Häftlinge einzuschüchtern und deren Solidarität zu brechen. Zu diesem Zweck behauptete am 22.10.1933 Lagerkommandant Eicke vor den versammelten Häftlingen, Drahtzieher dieses Nachrichtenschmuggels seien der jüdische Arzt Dr. Delvin Katz und der von ihm angeleitete Kommunist Wilhelm Franz; diese beiden hätten Nachrichten in einer Blechdose vergraben, die aber noch nicht gefunden worden sei. Franz habe ein geheimes Tagebuch geführt und als Leiter der Lagerpoststelle auch auf seine Kenntnis des Gefangenenverzeichnisses zurückgegriffen. Beide hätten sich daraufhin erhängt.

Tatsächlich aber waren beide Häftlinge wenige Tage zuvor, am 17.10., in ihren Einzelzellen misshandelt und erdrosselt worden, wie eine nachfolgende Obduktion ergab. Die Bemühungen um weitere Aufklärung durch den Staatsanwalt beim Landgericht München II, Carl Wintersberger, hatten aber weder in diesen noch in weiteren Mordfällen Erfolg: Der Chef der Bayerischen Politischen Polizei und Reichsführer SS, Heinrich Himmler, erreichte die Niederschlagung des Verfahrens und sicherte damit die Autonomie des SS-Terrorapparats gegenüber den Resten einer unabhängigen Justiz.

Quellen

Richardi, Hans Günther: Schule der Gewalt. Das Konzentrationslager Dachau 1933-1934, München 1983.
Schmid, Fred: Unliebsame Zeugen des Terrors, in: DKP München (Hg.): Die wiedergefundene Liste, München 1998, S. 33-37.

Empfohlene Zitierweise

Friedbert Mühldorfer: Franz, Wilhelm (publiziert am 18.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/franz-wilhelm-231