Sophie Fuchsbichler (7.12.1896 Schrobenhausen – 8.9.1986 München)

Biographies
Verfasst von Christoph Wilker

Verfolgte Zeugin Jehovas

Sophie Fuchsbichler, 1942 | Privatbesitz Sylvia Sohr

Sophie Birner heiratete 1919 den Bahnbeamten Johann Fuchsbichler. 1920 wurde dem Ehepaar ein Sohn geboren. 1927 trennte sich Sophie Fuchsbichler von der katholischen Kirche, um sich den Bibelforschern anzuschließen. Am 31. Oktober 1936 wurde sie inhaftiert. Das Sondergericht München verurteilte sie zu einer dreimonatigen Gefängnisstrafe, weil sie sich regelmäßig mit einem Zeugen Jehovas unterhalten habe. Es sei „Pflicht des Staates, derartige[n] Elemente[n] durch Inschutzhaftnahme die Möglichkeit zur weiteren Unterwühlung der staatspolitischen Interessen des deutschen Reiches zu nehmen und damit die öffentliche Ruhe und Ordnung zu gewährleisten“, urteilte die Gestapo (Schutzhaftbefehl, 19.12.1936, Privatbesitz Sylvia Sohr). Nach Verbüßung der Gefängnisstrafe blieb Sophie Fuchsbichler deshalb in Haft und wurde am 12. Januar 1937 ins KZ Moringen überführt. Nach knapp fünf Monaten Lagerhaft erklärte sie, sich von den Bibelforschern losgesagt zu haben, und unterzeichnete ein entsprechendes Dokument.

Sie gehörte zu den wenigen, die sich dem Druck der Verhältnisse in den Konzentrationslagern beugten. Dieser Schritt belastete sie noch jahrelang, denn innerlich hatte sie sich nicht von ihrer Überzeugung verabschiedet. 1942 fiel sie den NS-Behörden erneut auf, weil sie das Bahnbetriebswerk München-Ost, wo ihr Ehemann beschäftigt war, betreten hatte, ohne den „Deutschen Gruß“ zu erwidern. Sie erhielt eine Abmahnung der Bahn. Nach dem Krieg setzte sich Sophie Fuchsbichler bis zu ihrem Tod für die Interessen der Zeugen Jehovas ein.

Quellen

Staatsarchiv München, StAnw 8410.

Empfohlene Zitierweise

Christoph Wilker: Fuchsbichler, Sophie (publiziert am 01.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/fuchsbichler-sophie-249