Anna Gerig (13.11.1886 Neuburg/Donau – 1942 KZ Auschwitz)

Biographies
Verfasst von Christoph Wilker

Münchner Zeugin Jehovas, Widerstandskämpferin

Die Werbevertreterin Anna Gerig wohnte in der Münchner Maxvorstadt und ließ sich 1920 als Bibelforscherin taufen. Am 16.2.1933 wurde sie wegen der Verbreitung religiöser Schriften zu 50 Reichsmark, ersatzweise fünf Tagen Gefängnis, verurteilt. Am 23.7.1936 kam sie „wegen Störung der öffentlichen Ruhe und Ordnung“ in Haft, weil sie als Zuhörerin im Gerichtssaal den Hitlergruß verweigert hatte. Ein Jahr später bereitete Anna Gerig die Verbreitung des Protestflugblattes „Offener Brief“ für München vor. Am 28.6.1937 wurde sie verhaftet. Die Gestapo bezeichnete sie als eine der bekanntesten und eifrigsten Zeuginnen Jehovas. Im Oktober 1937 verurteilte sie das Sondergericht München zu einem Jahr Gefängnis. „Die Gerig ist einschlägig vorbestraft“, stellten die Richter fest: „Sie hat sich diese Strafe nicht zur Warnung dienen lassen, sondern sich in verstärktem Masse und an leitender Stelle weiter betätigt“ (StAM StAnW 8460). Die Strafe verbüßte sie in der Strafanstalt Aichach. Anschließend wurde sie jedoch nicht freigelassen, sondern ins KZ Ravensbrück überstellt, dann in das KZ Auschwitz, wo sie 1942 wahrscheinlich infolge der katastrophalen Lagerbedingungen verstarb.


Quellen

Archiv der Zeugen Jehovas, Selters/Ts., Brief der Münchner Zeitzeugin Rosemarie Gehrke an die Wachtturm-Gesellschaft vom 15.3.1999.
Staatsarchiv München, StAnW 8460, Urteil des Sondergerichts München vom 28.10.1937.
Detjen, Marion: „Zum Staatsfeind ernannt“. Widerstand, Resistenz und Verweigerung gegen das NS-Regime in München, München 1998, S. 245.

Empfohlene Zitierweise

Christoph Wilker: Gerig, Anna (publiziert am 23.10.2023), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/gerig-anna-261