Paul Giesler (15.6.1895 Siegen – 8.5.1945 Bischofswiesen)

Biographies
Verfasst von Paul Hoser

NSDAP-Gauleiter von München-Oberbayern und bayerischer Ministerpräsident (1942 bis 1945)

Paul Giesler (1895-1945), Aufnahme von 1942 | SZ Photo/Knorr + Hirth, 00239172

Paul Giesler war aktiver Kriegsteilnehmer und arbeitete nach seinem Studium an der Höheren Landesbauschule Darmstadt von 1922 bis 1933 als Architekt. 1922 trat er der NSDAP bei. Seit 15.3.1934 leitete er die SA-Gruppe Westfalen in Dortmund. Eine Anklage vor dem Obersten Parteigericht im Zusammenhang mit der ‚Röhm-Affäre‘ überstand er unbeschadet. Vom 1.9.1936 bis zum 31.5.1938 war er Stabsführer der SA-Gruppe Hochland in München. Von 1941 bis 1943 fungierte er als Gauleiter des Gaus Westfalen-Süd. Bereits am 23.6.1942 wurde er Stellvertreter des erkrankten Gauleiters von München-Oberbayern, Adolf Wagner, und übernahm auch dessen Amt als Innenminister.

Nach dem Tod des Ministerpäsidenten Ludwig Siebert am 1.11.1942 wurde er mit der Wahrnehmung dieses Amts und der Leitung der übrigen Ministerien beauftragt. Er wollte sie zu einem Zentralministerium zusammenfassen, was Hitler aber ablehnte. Nach Wagners Tod am 12.4.1944 wurde er dessen Nachfolger. Seit 16.11.1942 war er Reichsverteidigungskommissar, seit Jahresende 1944 auch noch für den Gau Schwaben und drei Gaue in Österreich. Außerdem unterstand ihm der Volkssturm. Der Freiheitsaktion Bayern (FAB), die am 28.4.1945 einen Aufstand initiierte, gelang es nicht, ihn, wie geplant, auszuschalten. Stattdessen gewann er die Initiative zurück; vier der FAB-Aktivisten wurden im Hof des Zentralministeriums erschossen. Giesler starb wahrscheinlich an den Folgen eines missglückten Selbstmordversuchs.

Quellen

Diem, Veronika: Die Freiheitsaktion Bayern. Ein Aufstand in der Endphase des NS-Regimes, Kallmünz 2013.
Lilla, Joachim: Statisten in Uniform. Die Mitglieder des Reichstags 1933–1945. Ein biographisches Handbuch; unter Einbeziehung der völkischen und nationalsozialistischen Reichstagsabgeordneten ab Mai 1924, Düsseldorf 2004.
Rittenauer, Daniel: Das Amt des Bayerischen Ministerpräsidenten in der NS-Zeit, München 2018.

Empfohlene Zitierweise

Paul Hoser: Giesler, Paul (publiziert am 12.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/giesler-paul-272