Oskar Maria Graf (22.7.1894 Berg – 28.6.1967 New York City)

Biographies
Verfasst von Oliver Hochkeppel

Bayerischer Schriftsteller, seit 1933 im Exil

Oskar Maria Graf, 1927 | BSB, port-010558

Oskar Graf kam 1894 als neuntes von elf Kindern des Bäckermeisters Max Graf und seiner Frau Therese in Berg am Starnberger See zur Welt. Nach sieben Jahren Volksschule begann er eine Lehre im elterlichen Betrieb in Berg. Nach dem Tod des Vaters führte der älteste Sohn Max die Bäckerei weiter. Mit 17 floh Oskar vor dessen brutalem Regiment nach München, verdingte sich als Hilfsarbeiter, begann sich für Politik zu interessieren und kam über Erich Mühsam in Kontakt mit der Schwabinger Boheme.

1914 veröffentlichte er erste Gedichte in der expressionistischen Zeitschrift Die Aktion. Im selben Jahr wurde er als Soldat eingezogen und an der Ostfront eingesetzt. Nach einer Befehlsverweigerung wies man ihn 1916 in die Psychiatrie nach Haar ein; nach einem Hungerstreik wurde er schließlich als ‚unbrauchbar‘ entlassen. Noch vor Kriegsende heiratete er, veröffentlichte seinen ersten Gedichtband Die Revolutionäre und trat als Alleinunterhalter auf. Um nicht mit dem Kriegsmaler gleichen Namens verwechselt zu werden, nannte er sich fortan Oskar Maria Graf. Er engagierte sich für Revolution und Räterepublik, wofür er danach einige Wochen in Haft verbrachte. Anfang der zwanziger Jahre wurde er Dramaturg des Arbeitertheaters Die neue Bühne, schrieb Erzählungen und feierte 1927 mit dem autobiographischen Roman Wir sind Gefangene seinen Durchbruch. Auch sein Bayrisches Dekameron und der Roman Bolwieser in den folgenden Jahren waren Erfolge.

Als die Nationalsozialisten an die Macht kamen, befand sich Graf auf Vortragsreise in Wien. Er blieb dort und veröffentlichte zur Bücherverbrennung am 10.5.1933 seinen Aufruf Verbrennt mich!, in dem er mit dem Nationalsozialismus abrechnete. Das weitere Exil verbrachte er bis 1938 in der Tschechoslowakei, dann floh er über die Niederlande in die USA. Ein echter Bayer blieb Oskar Maria Graf auch in New York, wo er stets Lederhosen trug und einen legendären Stammtisch unterhielt. Er blieb produktiv, auch eines seiner berühmtesten Werke, Das Leben meiner Mutter, entstand in New York. Seit der 800-Jahr-Feier Münchens 1958 reiste Graf mehrfach, auch als offizieller Gast der Stadt, nach München, erhielt auch 1962 den Ehrenpreis des Kulturreferenten, ließ sich jedoch nicht wieder in München nieder, obwohl sich die Landeshauptstadt beharrlich darum bemüht hatte. Graf starb 1967 im New Yorker Mount Sinai Hospital. Seine Urne wurde genau ein Jahr nach seinem Tod auf dem Bogenhausener Friedhof in München mit einer Trauer- und Gedenkrede von Münchens Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel beigesetzt. 

Quellen

Recknagel, Rolf: Ein Bayer in Amerika, Oskar Maria Graf. Leben und Werk, Berlin 1974.
Schoeller, Wilfried F.: Oskar Maria Graf. Odyssee eines Einzelgängers. Texte – Bilder – Dokumente, Frankfurt a.M. 1994.

Empfohlene Zitierweise

Oliver Hochkeppel: Graf, Oskar Maria (publiziert am 19.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/graf-oskar-maria-282