Ernst „Putzi“ Hanfstaengl (2.2.1887 München – 6.11.1975 München)

Biographies
Verfasst von Sabine Schalm

Verleger mit internationalen Kontakten, Förderer der NSDAP

Ernst Hanfstaengl (l.) mit Adolf Hitler im Café Heck im Münchner Hofgarten, 1930 | Bayerische Staatsbibliothek München/Fotoarchiv Heinrich Hoffmann, hoff-6957

Ernst Hanfstaengl, geboren als viertes Kind des Kunstdruckunternehmers Edgar Hanfstaengl und der Amerikanerin Katherine Sedgewick, wuchs in einem großbürgerlichen und kunstbeflissenen Elternhaus auf. Er studierte 1905 bis 1909 in Harvard/USA. Seit 1911 leitete er die Filiale des Kunstverlags Franz Hanfstaengl in New York, die kurz vor Ende des Ersten Weltkrieges als ‚Feindbesitz‘ enteignet wurde. 1920 heiratete er Helene Niemeyer, Tochter deutscher Einwanderer, und kehrte ein Jahr später mit seiner Familie nach München zurück.

Im November 1922 lernte er Adolf Hitler bei einer NSDAP-Versammlung kennen und wurde schnell zu einem begeisterten Anhänger. Noch im selben Jahr trat er der NSDAP bei und sorgte durch seinen Einfluss als Teilhaber des Kunstverlags für die Veröffentlichung auch ‚nationaler‘ Titel im Verlagsprogramm. Im Hause Hanfstaengl war Hitler ein gern gesehener Gast und traf dort mit Wirtschaftsführern und Repräsentanten der politischen Rechten zusammen. Ernst Hanfstaengl nutzte seine Kontakte zur Geldbeschaffung für die NSDAP, unter anderem für die Finanzierung des Völkischen Beobachters.

Nach dem gescheiterten Hitler-Putsch versteckte sich Adolf Hitler im Landhaus der Hanfstaengls in Uffing am Staffelsee. Auch nach seiner Verurteilung blieb das Ehepaar Hanfstaengl Hitler verbunden. Beide besuchten ihn in der Haft in Landsberg. Am 27.2.1925 nahm Ernst Hanfstaengl an der Wiedergründung der NSDAP im Münchner Bürgerbräukeller teil. Aufgrund seiner weitreichenden internationalen Kontakte war Ernst Hanfstaengl seit 1931 Auslandspressechef der NSDAP, um vor allem die amerikanische und britische Berichterstattung positiv zu beeinflussen.

Seit 1934 verschlechterte sich das persönliche Verhältnis zu Adolf Hitler wegen kritischer Äußerungen Hanfstaengls über die NS-Führung. 1937 floh Hanfstaengl nach England und wurde dort mit Kriegsbeginn interniert. Seit 1942 war er als Berater der Alliierten in den USA tätig und kehrte 1946 nach Deutschland zurück, wo er in seinem Entnazifizierungsverfahren als ‚entlastet‘ eingestuft wurde. 1957 veröffentlichte er seine Erinnerungen an die Frühzeit der Bewegung.

Quellen

Conradi, Peter: Hitler's piano player: the rise and fall of Ernst Hanfstaengl, confidant of Hitler, ally of FDR, New York 2004.
Hanfstaengl, Ernst: 15 Jahre mit Hitler, Zwischen Weißem und Braunem Haus, München 1980.
Heß, Helmut: Kunstverlag Franz Hanfstaengl, publiziert am 28.08.2006; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Kunstverlag_Franz_Hanfstaengl>, zuletzt aufgerufen am 15.1.2024.

Empfohlene Zitierweise

Sabine Schalm: Hanfstaengl, Ernst (publiziert am 13.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/hanfstaengl-ernst-307