Heinz Konrad Konstantin Haushofer (16.6.1906 München – 18.2.1988 Herrsching am Ammersee)

Biographies
Verfasst von Elisabeth Kraus

Landwirt, Agrarwissenschaftler und Verbandsfunktionär; nach dem Stauffenberg-Attentat auf Hitler verhaftet

Heinz Haushofer war der Sohn des Geopolitikers Karl Haushofer und jüngere Bruder des Geographen und Diplomaten Albrecht Haushofer. In Hinblick auf das elterliche Anwesen des Hartschimmel-Hofs im oberbayerischen Kreis Weilheim-Schongau studierte er ab 1924 an der Technischen Hochschule München Landwirtschaft und Volkswirtschaft. 1927 schloss er das Studium als Diplom-Landwirt ab.
Ab 1929 war er bei der Bayerischen Landesbauernkammer beschäftigt.

Nach seiner Tätigkeit beim Reichsnährstand in Berlin unter Reichsbauernführer Richard Walther Darré wurde er 1937 Landwirtschaftattaché an der Deutschen Gesandtschaft in Wien und wechselte dann nach Budapest. 1938 habilitierte er sich und wurde Privatdozent an der Hochschule für Bodenkultur in Wien. Als Vater von fünf unversorgten Kindern – er war nach dem Tod seiner ersten Frau in zweiter Ehe mit der Tochter des Buchgestalters und Typographen Paul Renner verheiratet – war er vom Kriegsdienst zurückgestellt.


Nach dem Attentat auf Hitler durch die Gruppe um Graf von Stauffenberg (20.7.1944) wurde Heinz Haushofer am 25. August verhaftet und saß dann, wie sein am 7.12.1944 wegen Kontakten zu diesem Widerstandskreis festgenommener Bruder Albrecht, im Gefängnis Lehrter Strasse in Berlin-Moabit ein. Während Albrecht Haushofer in der Nacht vom 22. auf 23.4.1945 von der Gestapo ermordet wurde, kam Heinz Haushofer, dem man offenbar keine Kontakte zum Stauffenberg-Kreis nachweisen konnte, nach acht Monaten wieder frei und war dann kurze Zeit im Ernährungsamt der Stadt Berlin tätig.

Anschließend kehrte er auf den Hartschimmel-Hof zurück und übernahm dessen Bewirtschaftung. Er wurde am 26. November 1946 als „Entlasteter“ entnazifiziert. In den Folgejahren wirkte er in diversen Landwirtschaftsverbänden und -vereinigungen mit. Ab 1957 war er Präsident der Arbeitsgemeinschaft für Bergbauernfragen und von 1962 bis 1964 Ministerialrat im Bundeslandwirtschaftsministerium. In den Jahren von 1964 bis 1968 leitete er die Zentralstelle Landwirtschaft der Deutschen Stiftung für Entwicklungsländer in Feldafing. Von 1968 bis 1974 lehrte er als Honorarprofessor für Agrargeschichte und -soziologie an der Technischen Hochschule/TU München-Weihenstephan.


Quellen

Bauer, Franz J.: Der Bayerische Bauernverband, die Bodenreform und das Flüchtlingsproblem 1945-1951, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 31, 1983, S. 443-482.
Franz, Günther: Professor Dr. Heinz Haushofer 70 Jahre, in: Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziologie 24, 1976, S. 1-7.
Franz, Günther: Heinz Haushofer, in: Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziologie 36, 1988, S. 3f.
Haushofer, Heinz: Mein Leben als Agrarier: eine Autobiographie 1924 – 1978, München 1982.

Empfohlene Zitierweise

Elisabeth Kraus: Heinz Haushofer (publiziert am 02.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/heinz-haushofer-326