Der Jugend widmete der NS-Staat ein besonderes Augenmerk. Die seit 1926 bestehende Jugendorganisation der NSDAP, die Hitlerjugend (HJ), wurde deshalb nach der Machtübernahme 1933 mit dem Ziel der möglichst lückenlosen Erfassung aller deutschen Jungen und Mädchen zwischen 10 und 18 Jahren sukzessive ausgebaut, andere Jugendorganisationen wurden aufgelöst oder verboten. Ziel der Partei war es, die Jugend in der HJ „durch ständige politische Schulung zu echten, starken Nationalsozialisten“ heranzubilden (Organisationsbuch der NSDAP, 1937). Die HJ war nach dem ‚Führerprinzip‘ mit dem Reichsjugendführer (bis 1940 Baldur von Schirach) an der Spitze organisiert. Sie bestand aus vier Unterorganisationen: die eigentliche HJ für die männliche Jugend ab 14 Jahren, der Bund Deutscher Mädel (BdM) für die Mädchen im selben Alter sowie das Deutsche Jungvolk und der Jungmädelbund für die 10-14-Jährigen.
Im Dezember 1936 wurde die Parteijugend per Gesetz zur Staatsjugend. Wer der HJ nicht beitrat, musste nun Nachteile befürchten, etwa die Verweigerung des Hochschulzugangs. 1939 wurde auf dem Verordnungsweg eine ‚Jugenddienstpflicht‘ und damit faktisch die Pflichtmitgliedschaft eingeführt. Die Zahl der Mitglieder stieg reichsweit von 2,3 Millionen im Jahr 1933 auf 8,7 Millionen 1939. Die eigentliche HJ, also die Unterorganisation für die männliche Jugend, war 1937 regional in 35 Gebiete mit etwa jeweils 20 Bannen gegliedert. Für München war das Gebiet 19 (Hochland) zuständig. Es hatte seinen Sitz in der Dachauer Straße 9. Die Standortführung München befand sich in der Schellingstraße 14.
Die HJ bot sich den Jugendlichen zunächst als eine Möglichkeit an, dem Alltag in Elternhaus und Schule zu entkommen. Gemeinschaftliche Zeltlager und Erlebnisfahrten bzw. Unterorganisationen wie die Reiter-, die Motor- oder Flieger-HJ bedienten außerdem Abenteuerlust, Sport- und Technikbegeisterung. Im Zentrum stand freilich die Erziehung der Jugend im Sinne der NS-Ideologie zu bedingungslosem Führerglauben und zu fanatischem Deutschtum. In den wöchentlichen Heimabenden wurden Propagandasendungen und Führerreden gehört, in Aufmärschen, sportlichen Wettkämpfen und vormilitärischen Geländespielen dem NS-Regime wichtige Eigenschaften wie Gehorsam, Disziplin, Härte und körperliche Leistungsbereitschaft eingeübt. In erster Linie diente dies dazu, die Jungen auf ihren künftigen Einsatz als Soldaten vorzubereiten. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Tätigkeit der HJ dann ganz auf den zivilen und militärischen Kriegseinsatz ausgerichtet, bis hin zur Rekrutierung der älteren Jungen als Flakhelfer, für den Volkssturm und für eine SS-Panzerdivision ‚Hitlerjugend‘.