Hochschule für Musik und Theater München

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Verfasst von Oliver Hochkeppel

Renommierte Hochschule mit Sitz im ehemaligen ‚Führerbau‘

Die Hochschule für Musik und Theater in München, heute mit 13 festen Ensembles und zehn Abteilungen – von der Kirchen- und Volksmusik über das Jazz Institut und die Jugendakademie für Hochbegabtenförderung bis zur Ballett-Akademie und dem Institut für Kulturmanagement – eine der größten Hochschulen für den Kultursektor in Deutschland, hat eine wechselvolle Geschichte vieler institutioneller und räumlicher Veränderungen hinter sich. Von Anfang an hatte sie sich durch bedeutende Direktoren und Präsidenten wie Franz Hauser, Hans von Bülow, Felix Mottl oder Karl Höller einen guten Ruf erworben.

Ursprünglich wurde sie als Nachfolgerin für die 1830 ins Leben gerufene Central-Singschule 1846 als ‚Königliches Conservatorium für Musik‘ gegründet. Von 1865 firmierte sie als Richard Wagners privates, direkt von Ludwig II. finanziertes ‚Atelier für Musik‘, bis sie 1874 als ‚Königlich bayerische Musikschule‘ in staatliche Trägerschaft überging. Seit 1892 hieß sie Königliche, von 1920 an Staatliche Akademie für Tonkunst. Zur Hochschule für Musik wurde sie 1946, seit 1998 mit dem Zusatz ‚für Musik und Theater‘. Die bislang letzte große Umstrukturierung, wenn auch ohne Namensänderung, vollzog sich 2008 mit der Integration des städtischen Richard-Strauss-Konservatoriums.

Sitz der Musikhochschule war die längste Zeit das Odeon an der Ludwigsstraße mit seinem legendären Konzertsaal, bis dieses im Zweiten Weltkrieg durch Bomben zerstört wurde. Vorübergehend kam die Einrichtung 1946 im Maximilianeum unter, noch im selben Jahr siedelte man dann in die Villa Stuck und die Larisch-Villa um. 1957 bezog die Hochschule den ehemaligen ‚Führerbau‘ in der Arcisstraße, in dem sie – mit Dependancen im Gasteig und in der sogenannten ‚Reaktorhalle‘ in der Luisenstraße – noch heute residiert.

Die Amerikaner hatten Paul Ludwig Troosts NS-Repräsentationsbau für Adolf Hitler, in dem das Münchner Abkommen unterzeichnet wurde, zunächst zum Central Art Collecting Point für Raubkunst, dann 1948 zum Amerikahaus gemacht. Noch während dieser Zeit wurde der Kongresssaal 1954 zum Konzertsaal umgebaut. Hatten die Amerikaner bewusst eine Profanisierung des ehemaligen NS-Gebäudes betrieben, versuchte die Musikhochschule lange Zeit, diese Vorgeschichte zu verdrängen. Nachdem es Neonazis 2002 gelungen war, den kleinen Konzertsaal für eine Feier zum 100. Geburtstag von Leni Riefenstahl zu mieten, setzte ein Umdenken ein.

Auch wenn für einen störungsfreien Unterrichtsablauf der Zugang für Besucher*innen beschränkt blieb, finden zunehmend Gedenkveranstaltungen, Rundgänge und Erinnerungsaktionen statt. 2008 zum Beispiel zeigte man im Haus Wolfram P. Kastners Ausstellung „unerhörte Musik“ über 104 von den Nationalsozialisten verfemte, vertriebene oder ermordete Komponisten und Musiker*innen. Der langjährige Präsident der Musikhochschule Bernd Redmann (Amtszeit 2014-2022) nannte die Arbeit im Führerbau einen „täglichen Exorzismus“.

Quellen

Schmitt, Stephan (Hg.): Geschichte der Hochschule für Musik und Theater München. Von den Anfängen bis 1945, Tutzing 2005.
Focht, Josef: Hochschule für Musik und Theater, München, in: Historisches Lexikon Bayerns. URL: <http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/artikel/artikel_44831> (zuletzt aufgerufen am 1.3.2015)
Krause, Alexander: Arcisstraße 12. Palais Pringsheim – Führerbau – Amerika-Haus – Hochschule für Musik und Theater, München 2008.

Empfohlene Zitierweise

Oliver Hochkeppel: Hochschule für Musik (publiziert am 14.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/hochschule-fuer-musik-352