Josefine / Josefa Homolka, geb. Köhler (6.10.1921 Erfde / Schleswig Holstein – unbekannt)

Biographies
Verfasst von Sarah Grandke

Verfolgte Münchner Sintizza

Josefine Homolka, vor 1943 | Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma Heidelberg

Josefine Homolka flüchtete vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten ins Ausland, so tauchte sie u.a. in Brüssel und Wien unter. Ihr Besitz wurde in München beschlagnahmt. Die Nationalsozialisten verfolgten sie als ‚Zigeunermischling‘ und als sogenannte „Berufsverbrecherin“. Die Bezeichnung „Berufsverbrecher“ war schon vor 1933 ein in der Kriminologie gebräuchlicher Begriff für Personen mit mehreren Vorstrafen, teilweise aber auch für Sinti*zze und Rom*nja. In der NS-Zeit konnten schon geringfügige Vorstrafen ausreichen, um von den Verfolgungsorganen so bezeichnet und verfolgt zu werden.

Welche Straftaten Josefine Homolka im Einzelnen zur Last gelegt wurden, geht aus den erhalten gebliebenen Dokumenten nicht hervor. Sie war 1943 im Fahndungsblatt der Deutschen Kriminalpolizei ausgeschrieben. Etwa ein halbes Jahr nach der Deportation eines Großteils ihrer Familie ins ‚Zigeunerlager‘ Auschwitz-Birkenau wurde Josefine Homolka im September 1943 in Wien verhaftet. Wenige Tage später sollte sie nach München überführt werden, doch sie konnte während des Transportes entkommen.

Josefine Homolka überlebte den Krieg und kehrte zusammen mit ihrem Ehemann Franz und ihrer dreijährigen Tochter Elli Homolka nach München zurück. Franz Homolka kam ursprünglich aus der Tschechoslowakei. Sohn Jan wurde 1948 in München geboren. Fast ihre ganze Familie war in nationalsozialistischen Konzentrationslagern ermordet worden. Nur eine Halbschwester überlebte. Im Oktober 1949 wanderte die junge Familie nach Sydney/Australien aus. Über ihr weiteres Schicksal ist nichts bekannt.

Quellen

Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Entschädigungsakte LEA 17383 (Emil Höllenreiner).
Arolsen Archives, Korrespondenzakte T/D 680 356; Passagierliste / Emigration, 29.10.1949, 3.1.3.2 / 81647838 / ITS Digital Archive.
Staatsarchiv München, Staatsanwaltschaften 21836; Wiedergutmachungsakte Az, I 387 879 - N 5821 (Homolka, Josefine, geb. Köhler).

Empfohlene Zitierweise

Sarah Grandke: Homolka, Josefine / Josefa (publiziert am 08.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/homolka-josefine-josefa-367