Helene Elisabeth Prinzessin von Isenburg (6.4.1900 Darmstadt – 24.1.1974 Heiligenhaus)

Biographies
Verfasst von Ulla-Britta Vollhardt

Aktivistin für die Freilassung von NS- und Kriegsverbrechern, Präsidentin der „Stillen Hilfe für Kriegsgefangene und Internierte“

Helene von Isenburg (1900-1974) bei Pressekonferenz des ‚Komitees für Wahrheit und Gerechtigkeit‘ in München, 15.1.1951 | ullstein bild/dpa, 00214952

Die Heilpraktikerin Helene Elisabeth von Korff gen. Schmising-Kerssenbrock heiratete 1930 den Genealogen und späteren NS-Sippenforscher Wilhelm Karl Prinz von Isenburg, der 1938 als Professor für Sippen- und Familienforschung an die Ludwig-Maximilians-Universität München berufen wurde. Nach Kriegsende trat Helene von Isenburg unter dem Eindruck der alliierten Todesurteile gegen NS- und Kriegsverbrecher für deren Begnadigung ein. Durch ihre verschiedenen Aktivitäten trug sie dazu bei, München zu einem Zentrum der Propaganda gegen die angebliche „Siegerjustiz“ der Alliierten zu machen, als deren Sinnbild das Kriegsverbrechergefängnis Landsberg galt.

Die selbsternannte „Mutter der Landsberger“ versorgte die Häftlinge mit Gaben, initiierte Spendenaktionen und verfasste Petitionen an die Besatzungsbehörden, bundesdeutsche Politiker und den Papst. Ihr auch von kirchlicher Seite unterstütztes „Komitee für Wahrheit und Gerechtigkeit“ war ein Vorläufer des am 7.10.1951 im Kolpinghaus in München gegründeten Vereins „Stille Hilfe für Kriegsgefangene und Internierte“, dem sie bis 1959 vorsaß und dessen Ehrenvorsitzende sie bis zu ihrem Tod blieb. Die sich karitativ gebende „Stille Hilfe“, die auch ehemalige SS-Führer in ihren Reihen barg, sorgte in den folgenden Jahrzehnten für die juristische Beratung von NS-Tätern, unterstützte deren Familien und leistete Fluchthilfe. Nach dem Rückzug der Kirchen aus der Vereinigung Ende der 1950er-Jahre wurde sie zum festen Bestandteil der rechten Szene.

Bis 1975 hatte die „Stille Hilfe“ ihren Sitz in Wolfratshausen, wo sie 1951 ins Vereinsregister eingetragen worden war. Erst 1999 wurde dem rechtsradikalen, geschichtsrevisionistischen Verein die Gemeinnützigkeit aberkannt.

Quellen

Frei, Norbert: Vergangenheitspolitik. Die Anfänge der Bundesrepublik und die NS-Vergangenheit, München 1999.
Schröm, Oliver/Röpke, Andrea: Stille Hilfe für braune Kameraden, Berlin 2006.

Empfohlene Zitierweise

Ulla-Britta Vollhardt: Isenburg, Helene von (publiziert am 06.11.2023), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/isenburg-helene-von-386