Oswald Kabasta (29.12.1896 Mistelbach – 6.2.1946 Kufstein)

Biographies
Verfasst von Sonja Neumann

Dirigent der Münchner Philharmoniker von 1938 bis 1945

Oswald Kabasta in der Tonhalle München, 1938 | StadtAM, Per-Kabasta-Oswald

Als Oswald Kabasta 1938 zum Chefdirigenten der Münchner Philharmoniker ernannt wurde, setzte er zwar die Bruckner-Tradition seines Vorgängers Siegmund von Hausegger fort, war aber gegenüber zeitgenössischer Musik deutlich aufgeschlossener.
Kabasta konnte vor seinem Münchner Engagement auf eine erfolgreiche Dirigentenkarriere zurückblicken. Seine musikalische Ausbildung absolvierte er an der Wiener Musikakademie, als Kapellmeister und Musikdirektor war er u.a. in Graz tätig. Anfang der 1930er Jahre stieg er zu einer zentralen Persönlichkeit im Wiener Musikleben auf und etablierte sich auch als ständiger Gastdirigent der Wiener Philharmoniker. Kabasta war ab 1933/34 Chefdirigent der Wiener Symphoniker und baute dieses Orchester erfolgreich auf.

Auch Kabastas Wirken bei den Münchner Philharmonikern entwickelte sich musikalisch sehr vielversprechend. Sein Verhältnis zu den politischen und ideologischen Rahmenbedingungen im NS-Staat gestaltete sich ungleich schwieriger. Zwar war Kabasta kurz nach der Annexion Österreichs der NSDAP am 1.5.1938 beigetreten, setzte aber weiterhin Werke von Komponisten wie Igor Strawinsky auf das Konzertprogramm, die aus kulturpolitischen Gründen im NS-Staat abgelehnt wurden. Hinter den Kulissen kam es deshalb zu zahlreichen Konflikten.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Kabasta von den amerikanischen Militärbehörden als Dirigent abgesetzt und mit einem Berufsverbot belegt. Grundlage dieser Maßnahmen waren Falschinformationen über eine angebliche NSDAP-Mitgliedschaft Kabastas vor 1938. Als Opfer einer Denunziation verübte Kabasta am 29.2.1946 Selbstmord.

Quellen

Paolo, Isotta: Oswald Kabasta – Ein Dirigent, verschüttet von den Trümmern des Dritten Reiches, in: Gabriele Meyer (Hg.): 100 Jahre Münchner Philharmoniker, München 1994. S. 138-144.
Exl, Engelbert/Nagy, Michael (Hrsg.): „... mögen sie meiner still gedenken.“ Die Beiträge zum Oswald Kabasta-Symposion in Mistelbach vom 23. bis 25. September 1994, Wien 1995.
Prieberg, Fred: Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945, Kiel 2004.

Empfohlene Zitierweise

Sonja Neumann: Kabasta, Oswald (publiziert am 29.01.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel?tx_nsdlexikon_pi3%5Baction%5D=show&tx_nsdlexikon_pi3%5Bcontroller%5D=Entry&tx_nsdlexikon_pi3%5Bentry%5D=404&cHash=ff82b24f2dd2d4f573a3e943e01b1040