Wilhelm Kaiser (20.9.1903 München – 6.1.1943 KZ Neuengamme)

Biographies
Verfasst von Albert Knoll

Als Lagerarbeiter tätiger Fassbinder, verfolgt als Homosexueller

Wilhelm Kaiser beim Spaziergang | Privatbesitz Kurt Kaiser

Wilhelm Kaiser wurde 1903 in München in einfachen Verhältnissen geboren. Er besuchte die Volks- und Fortbildungsschule und erlernte den Beruf des Fassbinders. Aufgrund mehrerer Eigentumsdelikte geriet er als Jugendlicher immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt und wurde mit mehrmonatigen Gefängnisstrafen belegt. Schon als junger Mann hatte er sexuelle Kontakte zu anderen Männern geknüpft und wurde bereits mit 24 Jahren nach § 175 Reichstrafgesetzbuch (RStGB) verurteilt.

Das hielt ihn nicht davon ab, auch weiterhin homosexuell zu leben. So lernte er im Jahr 1940 einen zwölf Jahre jüngeren Industriellensohn aus Sachsen kennen, dem er immer wieder kleinere Geldbeträge abnötigte. Nach einigen Monaten wurde das Verhältnis der beiden entdeckt, Kaiser in polizeiliche Vorbeugehaft genommen und ins KZ Dachau eingewiesen. Auch der jüngere Partner und ein weiterer Mann wurden verhaftet. Aufgrund der Vorstrafen und des Erpressungsversuchs galt Kaiser nun als „Typ eines gefährlichen Gewohnheitsverbrechers“, so die Urteilsschrift. Ihm wurde vorgeworfen, mit seinem Verhalten „gewerbsmäßige Unzucht“, sprich Prostitution, zu treiben, obwohl er als Lagerarbeiter einen zwar bescheidenen, aber ausreichenden Verdienst gehabt hätte (StAM, Staatsanwaltschaften 18305). Daraufhin wurde er im Oktober 1941 zu einer vierjährigen Zuchthausstrafe verurteilt – zu einem Zeitpunkt, als er bereits für kurze Zeit im KZ Auschwitz inhaftiert gewesen war. Kaiser wurde von dort nach München zurückverlegt, wo im März 1942 der Gerichtsarzt einen guten Gesundheitszustand bei athletischem Körperbau feststellte. Bald darauf jedoch wurde Kaiser in das berüchtigte Emslandlager Neusustrum verlegt und von dort im Dezember 1942 in das KZ Neuengamme, wo er am 6.1.1943 starb.

Quellen

Staatsarchiv München, Staatsanwaltschaften 18305.
KZ-Gedenkstätte Dachau, A 4410 – Homosexuelle Häftlinge, Kaiser Wilhelm, Dokumente.

Empfohlene Zitierweise

Albert Knoll: Kaiser, Wilhelm (publiziert am 06.11.2023), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/kaiser-wilhelm-406