Therese Kammerer (28.7.1884 Freising – 23.8.1955 Haar bei München)

Biographies
Verfasst von Christoph Wilker

Verfolgte Zeugin Jehovas

Therese Kammerer, geborene Karlinger (3. v. r.) mit Eltern und Geschwistern, undatiert | Privatbesitz Angelika und Thomas Hammer

Die Buchdruckerin entstammte einer katholischen Familie und ließ sich 1924 als Bibelforscherin taufen. Sie war verheiratet und hatte ein Kind. 1935 wurde Therese Kammerer das erste Mal als Zeugin Jehovas für drei Monate in „Schutzhaft“ genommen. Trotz dieser Erfahrung nahm sie das Risiko auf sich und wohnte am 23. Juli 1936 dem Prozess gegen den Bibelforscher Josef Kaltenbacher bei. Die Verweigerung des „Hitlergrußes“ gegenüber dem Gerichtsvorsitzenden war den Behörden Anlass, sie für weitere drei Monate zu inhaftieren. Im darauffolgenden Jahr verurteile das Sondergericht München sie am 20. Juli 1937 zu drei Monaten Gefängnis, weil sie an Bibelkreisen teilgenommen hatte.

Im Dezember 1942 wurde Therese Kammerer erneut festgenommen. In dem zunächst bei der Oberreichsanwaltschaft, dann bei der Generalstaatsanwaltschaft München gegen sie anhängigen Strafverfahren konnte ihr für das Jahr 1942 die Teilnahme an Bibelbesprechungen und der Besitz von Flugschriften der Zeugen Jehovas nachgewiesen werden. Therese Kammerer wurde deswegen vom Oberlandesgericht München am 10. Februar 1944 zu zehn Monaten Gefängnis verurteilt. Am 22. Mai 1944 erfolgte ihre Deportation ins KZ Ravensbrück, wo sie bis zur Befreiung zu Kriegsende 1945 inhaftiert blieb.

Quellen

Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, LEA 18897.
Staatsarchiv München, StAnw 3434 und 9113.

Empfohlene Zitierweise

Christoph Wilker: Kammerer, Therese (publiziert am 01.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/kammerer-therese-409