Eugen Kessler (24.2.1912 München – 11.12.1999 Neubiberg)

Biographies
Verfasst von Friedbert Mühldorfer

Widerstandskämpfer, KZ-Häftling und Deserteur

Eugen Kessler, um 1950 | Privatbesitz Friedbert Mühldorfer

Eugen Kessler wurde in einem katholischen Elternhaus im Münchenr Stadtzentrum geboren; der Vater war Schreiner. Er erlernte das Malerhandwerk und war als Mitglied im Freien Wassersportverein in der Freizeit als Rettungsschwimmer an der Isar tätig, wo er erste politische Diskussionen führte. Längere Zeit arbeitslos, wurde ihm 1934 eine Arbeit in Bad Wiessee zugewiesen, wo er sich ein Jahr später als Maler selbständig machte.

Über den Bruder seiner Verlobten erhielt er Flugblätter der illegalen KPD mit Warnungen vor einem neuen drohenden Krieg, die er in Bad Wiessee verteilte. Am 4.11.1935 wurde er dort von der Polizei verhaftet, in Münchner Gefängnissen eingesperrt und schließlich am 30.11.1935 ins KZ Dachau eingeliefert. Obwohl ihm in einem Strafprozess vor dem Oberlandesgericht am 7.3.1936 wegen „Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens“ nichts nachgewiesen werden konnte und er außer Verfolgung gesetzt wurde, kam Kessler nicht in Freiheit, sondern wurde bis 1.10.1937 im KZ Dachau festgehalten.

Bei Kriegsbeginn 1939 wurde Kessler zum Militär eingezogen. Im Frühjahr 1943 lief Kessler an der Ostfront mit Kameraden zu den sowjetischen Truppen über; nur zwei von ihnen schafften es, die anderen traten auf Minen und wurden getötet. Im Kriegsgefangenlager bei Memel schloss er sich einer antifaschistischen Gruppe an und war dann als ehemaliger NS-Gegner im Lager bei der kulturellen und politischen Betreuung der Kriegsgefangenen tätig.

Nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft nach München am 1.1.1949 arbeitete er wieder als Maler und heiratete 1969 Käthe Seibert, die er nach seiner Entlassung aus Dachau kennengelernt hatte. Er engagierte sich in der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) und vor allem in der Lagergemeinschaft Dachau, deren Vorsitzender er von 1975 bis 1990 war.

Quellen

Landesamt für Finanzen Bayern, Landesentschädigungsamt 36313.
Kessler, Eugen: Ein Leben, o.O., o.J., Eigendruck im Selbstverlag.
Stadler, Cornelia: Eugen Kessler, in: Hans-Günter Richardi: Lebensläufe. Schicksale von Menschen, die in Dachau waren, Dachau 1990, S. 62-65.

Empfohlene Zitierweise

Friedbert Mühldorfer: Kessler, Eugen (publiziert am 16.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/kessler-eugen-417