Alexander Kiesler (7.10.1937 München – 8.5.1940 Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar)

Biographies
Verfasst von Sibylle von Tiedemann

Opfer der NS-“Euthanasie“

Alexander Kiesler wurde als drittes von vier Kindern in eine jüdische Kaufmannsfamilie geboren. Seine Eltern waren Anfang des 20. Jahrhunderts von Polen nach Deutschland eingewandert; die Familie lebte im Münchner Stadtteil Lehel. Dort betrieben die Eltern einen Kleinhandel mit Herren- und Damenhüten, Kurz- und Wollwaren sowie Manufakturwaren. Nach der Pogromnacht im November 1938 musste der Geschäftsbetrieb eingestellt werden.

Alexander wurde am 25.7.1939 von zu Hause in das Kinderhaus der Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar aufgenommen. Er war körperlich behindert und litt an einer fortschreitenden lebensbedrohlichen Erkrankung. Im Begleitschreiben des Kinderarztes Julius Spanier ist als Aufnahmegrund die bevorstehende Emigration der Eltern angegeben, die dann aber nicht gelang. Alexanders Geschwister wurden wohl aufgrund der äußerst schwierigen Situation ab Herbst 1939 wochenweise aushäusig untergebracht, zuletzt im Kinderheim der Israelitischen Kultusgemeinde in der Antonienstraße. Der Vater wurde am 10. 10.1939 in das Konzentrationlager Buchenwald – als Verhaftungsgrund wurde „staatenloser Jude“ genannt - und sieben Tage später mit der Mehrzahl der dort noch inhaftierten Juden weiter nach Auschwitz deportiert und kam ins das Lager Monowitz. Sein weiteres Schicksal ist unbekannt. Die Mutter und die drei Geschwister von Alexander wurden am 20.11.1941 nach Kaunas deportiert und dort erschossen. Alexander Kiesler starb nach zehn Monaten Aufenthalt am 8.5.1940 im Kinderhaus der Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar an Vernachlässigung und Nahrungsentzug.

Quellen

Archiv des Bezirks Oberbayern, Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar, Patientenakten Nr. 2479.
Biographisches Gedenkbuch für die Münchner Juden, Online, https://gedenkbuch.muenchen.de/ (Einträge für Alexander, Fritz Arnold, Jeanette, Maria und Markus Kiesler) (zuletzt aufgerufen am 13.12.2023).
Dokumente des KZ Buchenwald zu Markus Kiesler, Arolsen Archives Online, https://collections.arolsen-archives.org/de/document/6265874 - 6265877 ( zuletzt aufgerufen am 13.12.2023).
Eintrag zu Markus Kiesler in der Opferdatenbank der Gedenkstätte und des Museums Auschwitz-Birkenau "Auschwitz Prisoners", https://www.auschwitz.org/en/museum/auschwitz-prisoners/ (zuletzt aaufgerufen am 13.12.1923).



Empfohlene Zitierweise

Sibylle von Tiedemann: Kiesler, Alexander (publiziert am 05.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/kiesler-alexander-420