Hans Knappertsbusch (12.3.1888 Elberfeld – 25.10.1965 München)

Biographies
Verfasst von Oliver Hochkeppel

Dirigent, Generalmusikdirektor, 1922-1935 Leiter der Bayerischen Staatsoper

Hans Knappertsbusch, 14.7.1950 | StadtAM, Per-Knappertsbusch-Hans-01

Der Fabrikantensohn Hans Knappertsbusch leitete bereits als Schüler das Orchester seines Gymnasiums. 1909 wurde er am Kölner Konservatorium Schüler von Fritz Steinbach. Schon von 1910 an war er zugleich Kapellmeister in Mülheim an der Ruhr und Elberfeld, später in Bochum, Leipzig sowie am Stadttheater Köln. Von 1909 bis 1912 assistierte er außerdem in Bayreuth dem Festspielleiter Siegfried Wagner und dem Dirigenten Hans Richter, der sein Vorbild wurde. An der Dessauer Hofoper wurde Knappertsbusch 1919 Deutschlands jüngster Generalmusikdirektor. 1922 berief ihn die Münchner Staatsoper als Nachfolger von Bruno Walter, kurz darauf bekam er auch den Professorentitel. Nach anfänglichen Schwierigkeiten errang er in München eine derartige Beliebtheit, dass er einen Vertrag „auf Lebenszeit“ erhielt und 1934 Generalintendant der Bayerischen Staatstheater wurde.

Im April 1933 hatte er den sogenannten ‚Protest der Richard-Wagner-Stadt München‘ gegen Thomas Manns Vortrag „Leiden und Größe Richard Wagners“ verfasst, welcher, von insgesamt 48 Kulturschaffenden und NS-Größen unterzeichnet und von den Nationalsozialisten bereitwillig veröffentlicht wurde. Es war der letzter Anstoß für Thomas Mann zu emigrieren. Dennoch war der konservative, deutsch-nationale Knappertsbusch weder NSDAP-Parteimitglied noch Sympathisant der Nationalsozialisten. Wegen seiner offenen Worte selbst im Beisein Hitlers wurde er als ‚politisch unzuverlässig‘ eingestuft und 1935 als Münchner Opernchef abgesetzt. Knappertsbusch verlagerte seinen Tätigkeitsschwerpunkt daraufhin nach Wien, dirigierte aber nach dem ‚Anschluss‘ Österreichs wegen des Mangels an guten Dirigenten auch wieder zunehmend im Altreich.

Nach dem Krieg war Knappertsbusch vor allem als Gastdirigent tätig, alljährlich in Bayreuth, in Wien sowie in ganz Europa. Seit 1954 lebte und arbeitete er auch wieder in München, wo er der Liebling des Opernpublikums blieb, das ihn nur „Kna“ nannte. Zu seinen zahlreichen Ehrungen gehört auch das 1963 von der Stadt München verliehene Ehrenbürgerrecht. Er starb 1965 an den Folgen eines Oberschenkelhalsbruchs.

Quellen

Betz, Rudolf/Panofsky, Walter: Knappertsbusch, Ingolstadt, 1958.
Kröncke, Dietrich: Richard Strauss und Thomas Mann / 1933 – Protest der Richard-Wagner-Stadt München, Tutzing 2013.

Empfohlene Zitierweise

Oliver Hochkeppel: Knappertsbusch, Hans (publiziert am 12.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/knappertsbusch-hans-432