Waldemar von Knoeringen (6.10.1906 Gut Rechetsberg / Weilheim – 2.7.1971 Höhenried / Weilheim)

Biographies
Verfasst von Margrit Grubmüller/Kurt Lehnstaedt

Sozialdemokratischer Widerstandskämpfer, Mitglied der Sopade und der Widerstandsgruppe ‚Neu Beginnen‘, nach 1945 hohe Ämter in der SPD

Waldemar von Knoeringen (1906-1971) | Archiv der sozialen Demokratie/Friedrich-Ebert-Stiftung, 6/FOTA007193

Waldemar von Knoeringen trat 1926 in die SPD ein und hatte bald eine führende Funktion in der Münchner Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ) inne. Sein Engagement in Reichsbanner und Eiserner Front zwang ihn nach dem Verbot beider Organisationen vom 10.3.1933 zur Flucht nach Österreich, wo er ab Herbst als Grenzsekretär der Sopade (Exil-SPD in der Tschechoslowakei) für Südbayern arbeitete; er trat damals auch ‚Neu Beginnen‘ bei, einer von SPD- und KPD-Mitgliedern im Exil gegründeten Widerstandsgruppe. In dieser spielte er in den folgenden Jahren eine führende Rolle. 1934 floh er in die Tschechoslowakei, wo er die Arbeit des Grenzsekretariats fortsetzte und Stützpunkte in Südbayern mit Informationsmaterial versorgte. Berichte aus Deutschland ließ er in den ‚Deutschland-Berichten der Sopade‘ veröffentlichen. 1938 floh er nach Frankreich und 1939 nach England. Dort betrieb er von 1940 bis 1942 mit anderen deutschen Emigranten den ‚Sender der Europäischen Revolution‘, der sich an die Arbeiter im deutschen Sprachraum richtete. Ab Sommer 1944 organisierte er im Lager Ascot Rundfunksendungen von deutschen Kriegsgefangenen für die Heimat und die noch kämpfenden deutschen Truppen.

Nach Kriegsende regte er die Einrichtung politischer und historischer Kurse für Kriegsgefangene im Umerziehungslager Wilton Park an.
Nach seiner Rückkehr nach Deutschland 1946 war er Mitglied der Verfassunggebenden Landesversammlung, schließlich bayerischer Landtagsabgeordneter von 1946 bis 1970, von 1950 bis 1958 Fraktionsvorsitzender; ebenso war er Mitglied des Bundestages zwischen 1949 bis 1951, Vorsitzender der SPD Bayern von 1947 bis 1963, Mitglied des SPD-Bundesvorstandes von 1948 bis 1962 und stellvertretender Bundesvorsitzender von 1958 bis 1962. Seine Überzeugung, dass Demokratie politische Bildung erfordere, führte zur Gründung der Georg-von-Vollmar-Akademie in Kochel (1948).

Quellen

Bayerisches Landesamt für Finanzen München, LEA, BEG 41471.
Mehringer, Hartmut: Waldemar von Knoeringen - eine politische Biographie. Der Weg vom revolutionären Sozialismus zur sozialen Demokratie, München u.a. 1989.
Zarusky, Jürgen/Mehringer, Hartmut: Widerstand als ‚Hochverrat‘ 1933 - 1945. Die Verfahren gegen deutsche Reichsangehörige vor dem Reichsgericht, dem Volksgerichtshof und dem Reichskriegsgericht. Mikrofiche-Edition und Erschließungsband, München 1994/1998, Fiches 0082f., 0516f., 0548f.

Empfohlene Zitierweise

Margrit Grubmüller/Kurt Lehnstaedt: Knoeringen, Waldemar von (publiziert am 08.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/knoeringen-waldemar-von-436