Alois Koller (10.7.1884 Grasfilzing bei Cham – 31.5.1939 KZ Dachau)

Biographies
Verfasst von Christoph Wilker

Verfolgter Zeuge Jehovas

Der verheiratete Bierbrauer und Mälzer trat 1922 aus der katholischen Kirche aus und ließ sich ein Jahr darauf als Bibelforscher taufen. Nach dem Verbot dieser Religionsgemeinschaft durch die Nationalsozialisten stellte Alois Koller seine Wohnung für Bibelkreise zur Verfügung, die 1935 und 1936 im Abstand von zwei Wochen stattfanden. Als die Bibelforscher am 12. Dezember 1936 mit einer Kampagne gegen ihre Verfolgung protestierte, beteiligte sich Koller, indem er 100 Protestflugblätter an der Tegernseer Landstraße in München verteilte. Vier Wochen später wurde er von Gestapo-Beamten an seinem Arbeitsplatz festgenommen. Seine Ehefrau Anna wurde nach einer Hausdurchsuchung inhaftiert, aber nach einer Woche wieder freigelassen. Ende 1937 kam sie erneut für drei Monate ins Gefängnis. Alois Koller musste für mehrere Monate ins berüchtigte Gestapo-Gefängnis an der Brienner Straße, anschließend ins Gefängnis Neudeck. Nach seiner Verurteilung am 11. Mai 1937 durch das Sondergericht München zu sechs Monaten Gefängnis wurde er in das Strafgefängnis Stadelheim überstellt. Am 17. Juli 1937 kam Alois Koller in das KZ Dachau, wo er am 31. Mai 1939 starb. Seine Frau erklärte 1945, ihr Mann sei angeblich (laut SS) an allgemeiner Lebensschwäche in Verbindung mit einer Lungenentzündung gestorben, tatsächlich jedoch sei er verhungert. Anna Koller starb am 26. August 1970 im Alter von 82 Jahren in München.

Quellen

Arolsen Archives, documents 10139822-24, 10681504 und 130429144 (Unterlagen zur KZ-Haft).
Staatsarchiv München, StAnw 8551.
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, LEA 1997.

Empfohlene Zitierweise

Christoph Wilker: Koller, Alois (publiziert am 01.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/koller-alois-446