Quellen
Staatsarchiv München, Pol. Dir. München 14749.
Knoll, Albert: Homosexuelle Häftlinge im KZ Dachau, in: Invertito, 4, 2002, S. 68-91, hier S. 71.
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Schneider, verfolgt als Homosexueller
Franz Kopriva stammte aus einfachen Verhältnissen, übersiedelte 1930 aus dem niederösterreichischen Marienthal nach München und arbeitete hier als Schneider. Am Hauptbahnhof und an einschlägig bekannten Treffpunkten wie den Schiffsschaukeln im Ausstellungspark bei der Bavaria lernte er junge Männer kennen. In den Jahren 1930, 1931 und 1933 wurden seine Kontakte zu Sexualpartnern im Alter zwischen 18 und 21 Jahren angezeigt; er wurde nach § 175 Reichsstrafgesetzbuch zu mehreren Haftstrafen bis zu drei Monaten verurteilt. Zum Verhängnis wurde Kopriva, dass er nun in der Homosexuellen-Liste der bayerischen Polizei als Wiederholungstäter eingetragen war, vermutlich als ‚Päderast‘ (Verführer Jugendlicher).
Im Zuge der großen Razzia nach der sogenannten Röhm-Affäre durchsuchten Beamte am Morgen des 21.10.1934 seine Wohnung in der Seidlstraße nahe dem Hauptbahnhof und verhafteten auch seinen Sexualpartner, dem jedoch das KZ erspart blieb. Kopriva hingegen wurde auf Anordnung der Polizei zunächst ins Polizeigefängnis gebracht und nach zwei Tagen im Gefängnis in der Ettstraße am 24.10.1934 nach Dachau überstellt. Die KZ-Haft sollte eine abschreckende Wirkung haben. In der Begründung des Schutzhaftbefehls gegen Kopriva stand: „Häftling bedarf dringend einer Erziehungsmaßnahme, um ihm Achtung v. Staat und Gesetz beizubringen“ (Staatsarchiv München, Polizeidirektion München 14749). Er wurde am 10.11.1934 wieder aus dem KZ entlassen. Danach verliert sich jede Spur.
Staatsarchiv München, Pol. Dir. München 14749.
Knoll, Albert: Homosexuelle Häftlinge im KZ Dachau, in: Invertito, 4, 2002, S. 68-91, hier S. 71.