Kraft durch Freude (KdF)

Organizations
Verfasst von Katja Klee

Nationalsozialistische Freizeitorganisation

KdF-Zug am Münchner Hauptbahnhof | Privatbesitz Karl Daumer

Die nationalsozialistische Freizeitorganisation „NS-Gemeinschaft ‚Kraft durch Freude‘ “ (KdF) wurde am 27.11.1933 als Unterorganisation der „Deutschen Arbeitsfront“ (DAF) nach dem Vorbild der italienischen faschistischen Arbeiterorganisation „Opera Nazionale Dopolavoro“ (OND) gegründet. Ihr Ziel war es zum einen, die Loyalität der Arbeiter­schaft mit dem Nationalsozialismus durch ein um­fas­sendes, von der Partei orga­ni­sier­tes Frei­zeit­angebot an kulturellen und sportlichen Aktivitäten sicherzustellen und sie so in die NS-„Volksgemeinschaft“ zu integrieren. Zum anderen sollte die Leistungs­bereit­schaft für die Produktionssteigerungen im Rahmen der Kriegsvorbereitungen gewähr­leistet werden.

Die KdF unterstand Robert Ley und pro­fitierte in organi­satorischer und fi­nan­zi­eller Hin­sicht von der DAF als der größten NS-Mas­sen­organisation. Bis 1936 kris­tal­li­sier­ten sich innerhalb der KdF sieben Ämter heraus, von denen neben dem „Sportamt“ das „Amt Reisen, Wan­dern, Urlaub“ und das „Amt Schönheit der Arbeit“ auch im Ausland auf Interesse stie­ßen. Be­son­dere Popu­la­ri­tät ge­noss das „Amt Reisen, Wandern, Urlaub“, das ein breites Spek­trum günstiger oder kosten­loser tou­ris­ti­scher Angebote von ein­tägigen Ausflugs­fahrten über Wochen­end­wanderungen und mehrtägigen Erholungsfahrten am Rhein oder in die Alpen bis zu See­rei­sen im Mittelmeer und zu den Kanaren oder nach Norwegen organisierte, die bis dahin dem Bürgertum vorbehalten gewesen waren. Bis 1938 registrierte man rund 8 Mio. KdF-Urlauber jährlich. Entgegen der offiziellen Pro­pa­gan­da waren die Arbeiter allerdings bei den prestigeträchtigen Seefahrten unterrepräsentiert.

Das von Albert Speer ge­leitete „Amt für Schönheit der Arbeit“ sorgte durch betriebswirtschaftliche und ar­beits­psy­cho­logische Innovationen für die Modernisierung des Arbeitsalltags vor allem in In­dus­trie­betrieben. Außerdem war es mit der Verleihung des Titels „Nationalsozialistischer Muster­betrieb“ betraut. Mit Kriegsbeginn wurden die Aktivitäten der KdF reduziert bzw. für Kriegs­zwecke umfunktioniert. Die 1938 im niedersächsischen Fallersleben geplante „Stadt des KdF-Wagens“ (heute Wolfsburg) blieb ebenso Baustelle wie das für 20.000 Urlauber angelegte Ostseebad Prora auf Rügen.

In München war die KdF zunächst in den Räumen der DAF am Karolinen­platz 6 unter­ge­bracht, ehe sie 1935 das repräsentative Anwesen der jüdischen Antiquars­familie Rosenthal un­mittelbar neben dem Barlow-Palais in der Brienner Straße 47 (heute 26) bezog. Die Münchner KdF organisierte Reisen, Kunst­aus­stel­lungen, Vorträge und Theateraufführungen, u. a. im Prinzregententheater. Die Umbauplanungen der „Hauptstadt der Bewegung“ sahen eine KdF-Stadt mit ca. 3.000 Wohneinheiten in München-Sendling vor, deren Planungen 1939 kriegsbedingt aufgegeben wurden.

Quellen

Gauamt München-Oberbayern (Hg.): NS-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“: Dienstordnung für die Amtswarte des Gaues München-Oberbayern, H. 1: Aufbau und Aufgaben der NS.-Gem. „Kraft durch Freude“ und ihrer Ämter nach dem Stand vom 15. August 1934, München 1934.
Buchholz, Wolfhard: Die Nationalsozialistische Gemeinschaft „Kraft durch Freude“. Freizeitgestaltung und Arbeiterschaft im Dritten Reich, Dissertation, München 1976.
Weiß, Hermann: Ideologie der Freizeit im Dritten Reich. Die NS-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“, in: Archiv für Sozialgeschichte, 33, 1993, S. 289-303.

Empfohlene Zitierweise

Katja Klee: Kraft durch Freude (publiziert am 31.01.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/kraft-durch-freude-459