Traute Lafrenz (geb. 3.5.1919 Hamburg – 6.3.2023 Megget, South Carolina/USA)

Biographies
Verfasst von Angela Hermann

Medizinstudentin aus dem Freundeskreis der ‚Weißen Rose‘

Traute Lafrenz (geb. 1919) | Gedenkstätte Deutscher Widerstand

Traute Lafrenz wuchs in einer deutschnationalen bildungsbürgerlichen Familie in Hamburg auf. Ihr Vater arbeitete für die städtische Finanzverwaltung, ihre streng katholische Mutter stammte aus Wien. Die Eltern ließen Traute Lafrenz eine schulische Ausbildung in einer reformpädagogischen Einrichtung angedeihen, die bis 1937 weitgehend ungehindert fortbestand und die Traute Lafrenz für ihr weiteres Leben prägte. 1938 machte sie an einer Klosterschule Abitur, 1939 begann sie ein Medizinstudium in Hamburg. In den Semesterferien begegnete sie während des pflichtgemäßen studentischen Erntehelfereinsatzes in Pommern Alexander Schmorell, der wie sie in Hamburg Medizin studierte. Beide setzten ihr Studium in München fort, wo sie sich zufällig wieder trafen.

Im Juni 1941 machte Schmorell Traute Lafrenz mit Hans Scholl bekannt, seitdem gehörte sie zum Freund*innenkreis um die Geschwister Scholl. Besonders mit Hans Scholl, mit dem sie zwischenzeitlich liiert war, verband sie viel. Sie nahm an den zahlreichen Treffen teil, oftmals im Architekturbüro von Manfred Eickemeyer oder bei Professor Kurt Huber. Traute Lafrenz wurde zur Unterstützerin der Weißen Rose und brachte das dritte Flugblatt der ‚Weißen Rose‘ im November 1942 nach Hamburg. Sie trug dazu bei, dass sich der Hamburger Kreis der ‚Weißen Rose‘ zusammenfand, sie besorgte Papier, Briefumschläge und Briefmarken, um die Flugblätter der Widerstandsgruppe von München aus zu verbreiten.

Nach der Hinrichtung der Geschwister Scholl und Christoph Probst wurde sie verhaftet und vom Volksgerichtshof im zweiten Weiße-Rose-Prozess am 19.4.1943 wegen „Mitwisserschaft“ zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Kurz nach ihrer Freilassung wurde sie erneut inhaftiert und Gestapoverhören unterzogen. Im April 1945 befreiten amerikanische Soldaten sie aus der Haftanstalt Bayreuth. Nach dem Krieg emigrierte Traute Lafrenz in die USA und leitete in Chicago eine Schule für geistig behinderte Kinder. Sie war die letzte Überlebende der ‚Weißen Rose‘.

Quellen

Waage, Peter Normann: Es lebe die Freiheit! Traute Lafrenz und die Weiße Rose. Aus dem Norwegischen von Antje Subey-Cramer, Stuttgart 2012.

Empfohlene Zitierweise

Angela Hermann: Lafrenz, Traute (publiziert am 12.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/lafrenz-traute-477