Josef Lampersberger jun. (16.9.1912 Degerndorf / Brannenburg - unbekannt)

Biographies
Verfasst von Margrit Grubmüller/Kurt Lehnstaedt

Mitglied von SPD und Reichsbanner, Kurier der Sopade, Mitglied der „Roten Rebellen“

Mit 16 Jahren wurde Josef Lampersberger Mitglied von SPD und Reichsbanner, wo der gelernte Kellner bereits mit 19 Jahren eine Führungsfunktion innehatte. 1933 hatte er als Speisewagenkellner der Mitropa auf dienstlichen Reisen Kontakte mit dem Grenzstützpunkt der Sopade (Exil-SPD in der Tschechoslowakei) in Eger aufgenommen und war vom Sommer 1933 an als Kurier für die Sopade tätig. Er brachte Druckschriften und Flugblätter aus der Tschechoslowakei nach München, wo er am Aufbau der „Roten Rebellen“ beteiligt war, einer Widerstandsgruppe um Franz Faltner, der ehemalige Mitglieder des Reichsbanners im Münchner Osten und des Arbeiter- Turn- und Sportvereins Aubing angehörten.

Von einem Spitzel wurde er enttarnt; Freunde warnten ihn im September 1933 vor der drohenden Verhaftung, deshalb floh er in die Tschechoslowakei. Bei einem vereinbarten Treffen mit Münchner Gesinnungsgenossen wurde er im April 1934 auf der tschechischen Seite des Grenzbahnhofs Bayrisch Eisenstein von deutschen Agenten überwältigt, auf deutsches Gebiet gebracht und von da an während des Transports bis München und während der Vernehmungen durch die BPP (Bayerische Politische Polizei) schwer misshandelt.

Eine internationale Pressekampagne und eine Intervention der Prager Regierung führten dazu, dass er Anfang Juni in die Tschechoslowakei zurückkehren konnte, wo er bis 1939 in Prag lebte. Nach der deutschen Besetzung emigrierte er 1939 zuerst in die Niederlande, dann nach England. Von 1940 bis 1945 arbeitete er dort als Dolmetscher und Vernehmungsoffizier. Nach dem Krieg blieb er in England; über seine weitere Tätigkeit ist nichts bekannt.

Zu dem Grenzzwischenfall stellte er 1960 fest: „Ich freue mich, dass mein Entführungsfall der einzige politische Erfolg der tschechischen Regierung gegen Nazi-Deutschland war.“ (IfZ, ZS Lampersberger, Übersetzung aus dem Englischen: Grubmüller/Lehnstaedt)

Empfohlene Zitierweise

Margrit Grubmüller/Kurt Lehnstaedt: Lampersberger, Josef jun. (publiziert am 24.01.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/lampersberger-josef-jun-479