Gustav Landauer (7.4.1870 Karlsruhe – 2.5.1919 München)

Biographies
Verfasst von Joachim Schröder

Anarchistischer Theoretiker und Schriftsteller, Mitglied der ersten Räteregierung

Gustav Landauer (1870-1919), Aufnahme undatiert | SZ Photo, 00024525

Landauer stammte aus einer jüdischen Kaufmannsfamilie und hatte Germanistik und Philosophie studiert, abschließen konnte er sein Studium aufgrund seiner „staatsfeindlichen“ Betätigung jedoch nicht, denn bereits 1891 hatte er sich in einer sozialistischen Oppositionsgruppe engagiert, die auf dem Erfurter Parteitag aus der SPD ausgeschlossen wurde. Seitdem entwickelte sich der Zeit seines Lebens publizistisch rege tätige Landauer zum führenden anarchistischen Politiker und Theoretiker in Deutschland. 1908 gründete er den „Sozialistischen Bund“, zu dessen ersten Mitgliedern auch Erich Mühsam gehörte. Die Zeitschrift des Bundes („Der Sozialist“) wurde 1915 verboten.

Nach der Revolution lud ihn der bayerische Ministerpräsident Kurt Eisner zur Mitarbeit am Aufbau des neuen Staates ein. Landauer übersiedelte von Berlin nach München und setzte sich fortan für ein Rätesystem ein. Nach der Ausrufung der ersten Räterepublik am 7.4.1919 wurde Landauer zum „Volksbeauftragten für Volksaufklärung“ ernannt, konnte aber aufgrund der mangelnden Autorität der Räteregierung keine entscheidenden Akzente setzen. Der kommunistischen Räteregierung gehörte er nicht an. Nach der Niederschlagung der Räterepublik wurde Landauer im Gefängnis Stadelheim brutal misshandelt und ermordet. 1933 zerstörten Nationalsozialisten sein Grab am Münchner Waldfriedhof und sandten die Urne an die jüdische Gemeinde.

Quellen

Altenhöfer, Norbert: Landauer, Gustav, in: Neue Deutsche Biographie, 13, 1982, S. 491-493. <URL: <http://www.deutsche-biographie.de/pnd118569074.html> (zuletzt aufgerufen am 10.1.2024).
Karl, Michaela: Die Münchner Räterepublik. Portraits einer Revolution, Düsseldorf 2008.
Linse, Ulrich: Gustav Landauer und die Revolutionszeit 1918-1919, Berlin 1974.
Viesel, Hansjörg (Hg.): Literaten an der Wand. Die Münchner Räterepublik und die Schriftsteller, Frankfurt am Main 1980.

Empfohlene Zitierweise

Joachim Schröder: Landauer, Gustav (publiziert am 30.01.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/landauer-gustav-480