Kurt Landauer (28.7.1884 Planegg/München – 21.12.1961 München)

Biographies
Verfasst von Oliver Hochkeppel

Kaufmann, Präsident des FC Bayern München

Kurt Landauer stammte aus einer jüdischen Familie; die Eltern besaßen ein Bekleidungsgeschäft. Von 1901 bis 1905 machte er in Lausanne und Florenz eine Banklehre, um nach seiner Rückkehr nach München ebenfalls Kaufmann und später der Leiter der Anzeigenabteilung des Verlags Knorr & Hirth (Münchner Neueste Nachrichten) zu werden. Früh war der Fußball seine Leidenschaft. Bereits 1901, mit 17 Jahren, war er als aktiver Fußballer Mitglied des FC Bayern München geworden. 1913 wurde er erstmals zum Präsidenten gewählt, ließ das Amt aber, zum Kriegsdienst eingezogen, während des Ersten Weltkriegs ruhen.

In den darauf folgenden Amtszeiten zwischen 1919 und 1933 wuchs der Verein stetig. Gegen den Widerstand des Deutschen Fußballbunds professionalisierte Landauer den Club und richtete ihn international aus. Nach zwei süddeutschen Meisterschaften und drei Endrundenteilnahmen an der Deutschen Meisterschaft wurde der FC Bayern mit dem jüdischen Trainer Richard Kohn 1932 zum ersten Mal deutscher Meister. Doch als die Nationalsozialisten – die den TSV 1860 München gegen den „Judenverein“ FC Bayern in Stellung brachten – ein Jahr später die Macht übernommen hatten, musste Landauer zurücktreten. Er verlor auch seine Stelle beim Verlag Knorr & Hirth und kam bei der jüdischen Wäschefirma Rosa Glauber unter.

In Zuge der Pogromnacht vom 9./10.11.1938 wurde Kurt Landauer für zwei Monate ins KZ Dachau verschleppt. Nach seiner Freilassung gelang ihm die Emigration in die Schweiz. Obwohl der Großteil seiner Familie, darunter vier seiner sechs Geschwister, von den Nationalsozialisten ermordet worden war, kehrte er 1947 nach München zurück. Er baute den FC Bayern wieder auf und war ein letztes Mal bis 1951 Präsident. Kurt Landauer starb 1961. 2013 wurde er von seinem Verein posthum zum Ehrenpräsidenten ernannt.

Quellen

Schulze-Marmeling, Dietrich: Der FC Bayern und seine Juden. Aufstieg und Zerschlagung einer liberalen Fußballkultur, Göttingen 2011.
Kämper, Dirk: Kurt Landauer. Der Mann, der den FC Bayern erfand. Eine Biografie, Zürich 2014.

Empfohlene Zitierweise

Oliver Hochkeppel: Landauer, Kurt (publiziert am 22.08.2023), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/landauer-kurt-481