Die ‚Landfahrerzentrale‘ beim Bayerischen Landeskriminalamt

Rassistische Sondererfassung und Diskriminierung waren für Sinti*zze und Rom*nja nach 1945 nicht beendet. Nunmehr als ‚Landfahrer‘ bezeichnet, wurden sie von einer Dienststelle im Zentralamt für Kriminal-Identifizierung, Polizeistatistik und Polizeinachrichtenwesen, ab 1952 vom Bayerischen Landeskriminalamt (LKA), systematisch erfasst und überwacht. Seit 1953 fungierte die „Nachrichtensammel- und Auskunftsstelle über Landfahrer“ bundesweit als Informationsstelle. Die sogenannte ‚Landfahrerzentrale‘ betrieb die Totalerfassung der in ihrem Zuständigkeitsbereich lebenden Sinti*zze und Rom*nja und baute das übernommene Datenmaterial aus der NS-Zeit weiter aus.

In ihrer Tätigkeit knüpfte die ‚Landfahrerzentrale‘ an Muster der Ausgrenzung und Verfolgung von Sinti*zze und Rom*nja aus der Zeit vor 1945 an. Auch nahm sie in ihre ‚Merkmalskartei‘ die in den KZs eintätowierten Häftlings-Nummern als „unveränderbare Kennzeichen“ auf. Die NS-‚Zigeunerakten‘ dienten teilweise der Abwehr von Wiedergutmachungsansprüchen der Sinti*zze und Rom*nja, deren rassistische Verfolgung von den ehemaligen Tätern der Kriminalpolizei vielfach geleugnet wurde. Die ‚Landfahrerzentrale‘ wurde 1965 im Rahmen einer Strukturreform aufgelöst. Die Sondererfassung der Sinti*zze und Rom*nja war damit aber keineswegs beendet, sie wurde aufgeteilt und in anderen Sachgebieten des LKA fortgeführt.