Josef Lengsfeld (30.4.1878 Dobrowitz/Böhmen – 11.11.1938 München)

Biographies
Verfasst von Oliver Hochkeppel

Musiker, Komponist

Josef Lengsfeld wurde 1878 als jüngster von drei Söhnen des jüdischen Arztes Moritz Lengsfeld und seiner Frau Johanna Kornfeld im böhmischen Dobrowitz geboren. Die Eltern förderten sein musisches Talent, sodass er Violinist werden konnte. Nach Engagements in seiner Heimatstadt und in Franzensbad kam er nach München. Er wurde Mitglied der Münchner Philharmoniker und stieg dort bis zum ersten Geiger auf. Er und der niederländische Konzertmeister Carl Snoeck waren die einzigen Juden im Orchester. Schon im März 1934 wurden sie deshalb aus dem Bad Kissinger Kurorchester entlassen, das in den Sommermonaten aus Musikern der Münchner Philharmoniker bestand. Im April 1938 mussten sie auch das Stammorchester endgültig verlassen. Lengsfeld fand keine Anstellung als Musiker mehr und schlug sich mit Unterricht durch. Am Tag nach dem Pogrom vom 9. auf den 10.11.1938 nahm er sich gemeinsam mit seiner Ehefrau Hedwig in ihrer Schwabinger Wohnung in der Horscheltstraße 1 mit Gas das Leben.

Quellen

Michael H. Kater, Michael H.: The twisted muse. Musicians and their music in the Third Reich, Oxford 1999.
Wolfram P. Kastner, Wolfram P./Schölzel, Christian: Unerhörte Musik. Zum Gedenken an Musiker/innen in München, die von den Nazis als Juden verfolgt, vertrieben oder ermordet wurden. Ausstellung in der Hochschule für Musik und Theater, München, 2009.

Empfohlene Zitierweise

Oliver Hochkeppel: Lengsfeld, Josef (publiziert am 22.08.2023), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/lengsfeld-josef-498