Julian Majka (5.1.1913 Libiaz Maly / Polen – 18.4.1941 Michelsneukirchen/Cham)

Biographies
Verfasst von Angela Hermann

Wegen einer Liebesbeziehung zu einer Einheimischen hingerichteter polnischer Zwangsarbeiter

Hinrichtung des polnischen Zwangsarbeiters Julian Majka in Michelsneukirchen (Landkreis Cham, Bayern) am 18.4.1941 | KZ-Gedenkstätte Flossenbürg

Julian Majka war polnischer Staatsbürger, lebte in einem zwischen Kattowitz und Krakau gelegenen Ort in Polen und musste sich nach dem Tod seiner Frau um die gemeinsame kleine Tochter Irena kümmern. Beim deutschen Überfall auf Polen zu Beginn des Zweiten Weltkrieges geriet er in deutsche Kriegsgefangenschaft. Er kam in ein Gefangenenlager in Michelsneukirchen. Ab dem Frühjahr 1940 war Majka im selben Ort bei einem Gastwirt untergebracht, für den er Zwangsarbeit leisten musste. Dort lernte er eine im selben Betrieb beschäftigte 17-jährige Einheimische kennen.

Aus den Prozessakten geht hervor, dass beide eine Liebesbeziehung in gegenseitigem Einvernehmen hatten. Als die junge Frau schwanger wurde und beide offenbar eine Heirat und möglicherweise sogar die Auswanderung in Majkas Heimat anstrebten, schalteten sich die Behörden ein. Beziehungen zwischen deutschen Frauen und „Ostarbeitern“ waren verboten und wurden streng bestraft. Die Versuche des Vaters der jungen Frau und weiterer Personen, sich für Majka einzusetzen und eine „Eindeutschung“ zu erreichen, wurden abgelehnt. Majka wurde am 18.4.1941 im Auftrag des Reichssicherheitshauptamtes an einer Waldlichtung nahe Michelsneukirchen von einem Exekutionskommando des Konzentrationslagers Flossenbürg gehängt. 137 polnische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter mussten der Hinrichtung, der eine Verlesung eines Erlasses des Reichsführers SS in polnischer Sprache vorausging, beiwohnen.

Die junge Frau brachte am 12.2.1941 einen Sohn zur Welt, der seinen Vater Julian Majka nie sah und bei seinen deutschen Großeltern aufwuchs. Sie selbst wurde am 4.4.1941 vom Jugendgericht „wegen verbotenen Umgangs mit Kriegsgefangenen“ zu zehn Monaten Haft verurteilt, die sie im Frauenjugendgefängnis in Vechta verbüßen musste.

Quellen

Muggenthaler, Thomas: Der Tod des Julian Majka, in: ders.: Verbrechen Liebe. Von polnischen Männern und deutschen Frauen: Hinrichtungen und Verfolgung in Niederbayern und der Oberpfalz während der NS-Zeit, Viechtach 2010, S. 33-39.

Empfohlene Zitierweise

Angela Hermann: Majka, Julian (publiziert am 21.11.2023), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/majka-julian-528