Theodor Maunz (1.9.1901 Dachau – 10.9.1993 München)

Biographies
Verfasst von Ulla-Britta Vollhardt

Verfassungs- und Verwaltungsrechtler, CSU-Politiker und bayerischer Kultusminister

Theodor Maunz (rechts) mit dem Senatspräsidenten der LMU München bei den Feierlichkeiten zur Wiederherstellung des Lichthofs der Universität und der Enthüllung des Mahnmals für die Weiße Rose, 12.7.1958. | BSB, Timp-018856

Theodor Maunz, Sohn eines katholischen Volksschullehrers, studierte nach dem Abitur am Wittelsbacher Gymnasium in München seit 1920 Rechts- und Wirtschaftswissenschaften an der Münchner Universität. 1925 wurde er bei dem konservativ-liberalen Staatsrechtler Hans Nawiasky promoviert und 1927 in den bayerischen Staatsdienst übernommen. 1932 habilitierte er sich und erhielt 1935 eine außerordentliche Professur an der Universität Freiburg, 1937 folgte die Ernennung zum ordentlichen Professor für Öffentliches Recht ebendort. Seit 1933 NSDAP-Mitglied, stellte sich Maunz ganz auf den Boden der nationalsozialistischen Rechtsauffassung und rechtfertigte in seinen Schriften den totalitären Führer- und Polizeistaat.

Nach Kriegsende vorübergehend dienstenthoben, kehrte er nach Abschluss seines Entnazifizierungsverfahrens und der Einstufung als ‚Mitläufer‘ bald wieder auf seinen Lehrstuhl zurück. Daneben fungierte er als verfassungsrechtlicher Berater der badischen Regierung, für die er 1948 am Verfassungskonvent auf Herrenchiemsee teilnahm. 1952 wurde er zum Professor für Öffentliches Recht, insbesondere deutsches und bayerisches Staats- und Verwaltungsrecht an die Ludwig-Maximilians-Universität München berufen und avancierte zu einem der führenden Staatsrechtler der Bundesrepublik. Durch den 1958 von ihm begründeten Grundgesetzkommentar (‚Maunz-Dürig‘) prägte er das deutsche Verfassungsrecht nachhaltig. 1957 wurde Maunz, inzwischen CSU-Mitglied, zum bayerischen Kultusminister ernannt. Anhaltende Proteste wegen seiner NS-Vergangenheit führten am 18.7.1964 zum Rücktritt als Minister. Bis zu seiner Emeritierung 1969 lehrte er weiter an der Universität, war Mitglied des Wissenschaftsrats und leitete den Bundestagsausschuss für Bildung und Wissenschaft. Erst nach Maunz' Tod wurde bekannt, dass der hoch angesehene Verfassungsrechtler jahrzehntelang anonym Artikel für die rechtsextreme Deutsche National-Zeitung des DVU-Vorsitzenden Gerhard Frey verfasst und Rechtsgutachten für Frey und die DVU erstellt hatte.

‚Bayerns Kultusminister war des Teufels Jurist‘, Schlagzeile zum Fall Maunz in der Abendzeitung München vom 3.7.1964 | Bayerische Staatsbibliothek München

Quellen

Stolleis, Michael: Theodor Maunz. Ein Staatsrechtslehrerleben, in: ders.: Recht im Unrecht. Studien zur Rechtsgeschichte des Nationalsozialismus, Frankfurt am Main 1994, S. 306-317.
Hollerbach, Alexander: Pringsheim – Wolf – Maunz. Drei Juristen im geistig-politischen Spannungsfeld ihrer Zeit, in: Mertens, Dieter/Smolinsky, Heribert (Hg.): 550 Jahre Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Festschrift, Bd. 2: Von der hohen Schule zur Universität der Neuzeit, Freiburg u.a. 2007, S. 280-305.

Empfohlene Zitierweise

Ulla-Britta Vollhardt: Maunz, Theodor (publiziert am 10.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel?tx_nsdlexikon_pi3%5Baction%5D=show&tx_nsdlexikon_pi3%5Bcontroller%5D=Entry&tx_nsdlexikon_pi3%5Bentry%5D=536&cHash=41032bf53e4c2df4a862404237f80576