Karl Mayr (5.1.1883 Mindelheim – 9.2.1945 KZ Buchenwald)

Biographies
Verfasst von Sabine Schalm

Nationalist, Antikommunist, später Sozialdemokrat

Karl Mayr (3.v.l.) in Uniform neben Reichswehrminister Gustav Noske (mit Brille), vor dem Hotel Continental in München, 25.8.1919 | Bayerische Staatsbibliothek München/Fotoarchiv Heinrich Hoffmann, hoff-5538

Aufgewachsen in einem katholischen Elternhaus im Allgäu besuchte der Sohn eines Landgerichtsrats 1899-1901 das Münchner Wilhelms-Gymnasium. Mit seinem Klassenkamerad Karl Alexander von Müller blieb er über die Schulzeit hinaus in Verbindung. Nach dem Abitur schlug Mayr die militärische Laufbahn ein und erhielt 1903 sein Offizierspatent. Von diversen Fronteinsätzen kehrte er am Ende des Ersten Weltkriegs nach München zurück und war nach der Niederschlagung der Räterepublik zur Stadtkommandantur München abgestellt.

Ab Juni 1919 übernahm Karl Mayr die Leitung der Abteilung Ib/P (= Propaganda) in der Nachrichtenabteilung des Reichswehrgruppenkommandos 4, die ‚antibolschewistische Aufklärung‘ betrieb. Mayr schulte V-Leute wie Hermann Esser und Adolf Hitler propagandistisch und förderte in seiner dienstlichen Funktion den Aufstieg der DAP/NSDAP.

Mitte des Jahres 1920 schied Karl Mayr als Major aus der Reichswehr aus und vollzog in den nächsten Jahren eine politische Wende hin zur Sozialdemokratie. Seine Entfremdung von der politischen Rechten gipfelt in der Ablehnung des Hitler-Putsches 1923 und seiner Beteiligung an der Gründung der Auergarde, einem Vorläufer des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold. 1924 trat er der SPD und dem Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold bei. Als Mitarbeiter der Zeitschrift Der Reichsbanner schrieb er Artikel gegen die NSDAP.

Nach der Machtübernahme Hitlers floh er nach Frankreich. 1940 verhaftete die Gestapo Karl Mayr in Paris und brachte ihn nach Berlin. Nach mehrjähriger Haft in den Konzentrationslagern Sachsenhausen und Buchenwald starb Mayr vermutlich bei einem Luftangriff in einem Außenkommando des KZ Buchenwald am 9.2.1945.

Quellen

Grebner, Werner F.: Der Gefreite Adolf Hitler 1914-1920. Die Darstellung bayerischer Beziehungsnetzwerke, Graz 2008.
Plöckinger, Othmar: Adolf Hitler als Hörer der Universität München im Jahr 1919. Zum Verhältnis zwischen Reichswehr und Universität, in: Elisabeth Kraus (Hg.): Die Universität München im Dritten Reich. Aufsätze, Bd. 2, München 2008, S. 13-47.
Menges, Franz, "Mayr, Karl" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 564-565 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd129409979.html#ndbcontent  (zuletzt aufgerufen am 30.1.2024).

Empfohlene Zitierweise

Sabine Schalm: Mayr, Karl (publiziert am 18.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel?tx_nsdlexikon_pi3%5Baction%5D=show&tx_nsdlexikon_pi3%5Bcontroller%5D=Entry&tx_nsdlexikon_pi3%5Bentry%5D=542&cHash=7723fd4cb75641f9125167d08c26c8f7