Josef Meisinger (14.9.1899 München – 7.3.1947 Warschau)

Biographies
Verfasst von Joachim Schröder

Münchner Kriminal- und Gestapobeamter, „Schlächter von Warschau“

Josef Meisinger (1899-1947), Foto ca. 1940 | Bundesarchiv (ehem. BDC), SSO/ Meisinger, Josef

Meisinger meldete sich mit 17 Jahren als Kriegsfreiwilliger und war bis Kriegsende Soldat. Als Angehöriger des Freikorps Epp beteiligte er sich an der Niederwerfung der Münchner Räterepublik, im März 1920 war er im Ruhrgebiet in Einsatz. Am 1.10.1922 trat er als Kanzleiassistent in den Dienst der Polizeidirektion München und arbeitete im Einwohneramt. Zugleich war er Zugführer im Freikorps Oberland und in dieser Funktion 1923 am Hitler-Ludendorff-Putsch aktiv beteiligt.

Im März 1933 zur Bayerischen Politischen Polizei (BPP) versetzt, machte er in der NS-Diktatur rasch Karriere. Im April 1934 erfolgte seine Versetzung als Dezernatsleiter an das Geheime Staatspolizeiamt in Berlin, wo er seit 1936 auch Leiter der „Reichszentrale zur Bekämpfung der Homosexualität und der Abtreibung“ war. Im September 1939 war er stellvertretender Kommandeur der Einsatzgruppe IV der Sicherheitspolizei und des SD, die in Polen Tausende Juden und Oppositionelle ermordete. Kurz darauf wurde er im Range eines SS-Standartenführers Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD im Distrikt Warschau, wo er für weitere Kriegsverbrechen verantwortlich war. Gemeinhin sprach man von ihm als dem „Schlächter von Warschau“. Von April 1941 bis Mai 1945 war er als Polizeiattaché an der deutschen Botschaft in Tokio tätig. Im September 1945 wurde er in Yokohama von den amerikanischen Besatzungsbehörden verhaftet, nach Polen ausgeliefert und dort zum Tode verurteilt und hingerichtet.

Quellen

Bundesarchiv Berlin, BDC, SSO 306A.
Staatsarchiv München, Pol. Dir. 8417.
Klee, Ernst: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main 2005.
Schröder, Joachim: Die Münchner Polizei und der Nationalsozialismus, hrsg. vom Polizeipräsidium München und dem Kulturreferat der LH München, München 2013.
Weiß, Hermann (Hg.): Biographisches Lexikon zum Dritten Reich, Frankfurt 1998.

Empfohlene Zitierweise

Joachim Schröder: Meisinger, Josef (publiziert am 30.01.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/meisinger-josef-545