Karl Mervart (12.7.1918 St. Petersburg – 15.1.1945 Gefängnis Brandenburg-Görden)

Biographies
Verfasst von Joachim Schröder

Mitglied der Widerstandsgruppe „Brüderliche Zusammenarbeit der Kriegsgefangenen“ (BSW)

Karl Mervart (1918-1945) | Nationalarchiv Prag, PR41-50 M 1966 20fol002

Mervart war der Sohn eines tschechischen Leutnants, der während des Ersten Weltkriegs auf russischer Seite kämpfte. In Prag besuchte er das russische Gymnasium, später studierte er an der Technischen Hochschule und wurde Chemiker. Sein Versuch, nach der Besetzung der Tschechoslowakei 1939 ins Ausland zu fliehen, um sich den tschechischen Exil-Truppen anzuschließen, schlug fehl. Nach kurzer Haft war er als Telegrafist in der Verwaltung der Böhmisch-Mährischen Eisenbahn beschäftigt und wurde dann zum „Arbeitseinsatz“ nach Deutschland geschickt.

Seit Februar 1943 arbeitete er als Dolmetscher und Laborant beim Metall-Ätzwerk Leicher in München. Im August 1943 kam er in Kontakt mit der BZK (russische Abkürzung: BSW) und Iwan Korbukow, einem ihrer führenden Aktivisten. Korbukow konnte ihn für die Mitarbeit gewinnen, und fortan fungierte Mervart vor allem als Verbindungsmann und Dolmetscher zwischen der „Antinazistischen Deutschen Volksfront“ (ADV) und der BSW. Er wurde am 15.1.1944 verhaftet und schwer misshandelt. Der Volksgerichtshof verurteilte ihn gemeinsam mit Hans Hutzelmann und Rupert Huber am 8.12.1944 wegen Vorbereitung zum Hochverrat zum Tode. Er wurde am 15.1.1945 in Brandenburg-Görden hingerichtet.

Quellen

Bundesarchiv Berlin, NJ 1434, Bd. 1 (Anklageschrift ORA, 7.9.1944).
Bundesarchiv Berlin, NJ 1434, Bd. 3 (Vernehmungsprotokolle Mervart bei Gestapo).
Brodski, Efim: Die Lebenden kämpfen. Die illegale Organisation Brüderliche Zusammenarbeit der Kriegsgefangenen (BSW), Berlin (Ost) 1968.

Empfohlene Zitierweise

Joachim Schröder: Mervart, Karl (publiziert am 30.01.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/mervart-karl-547