Karl Metzger (4.9.1914 München – 30.9.1999 München)

Biographies
Verfasst von Albert Knoll

Münchner Kaufmann, als Homosexueller verfolgt

Karl Metzger stammte aus München. Er wuchs als uneheliches Kind bei seiner Mutter in der Zweigstraße in der Ludwigsvorstadt auf. Er erhielt eine Ausbildung zum Kaufmann in einem chemisch-technischen Betrieb.

Metzger wurde im April 1938 in seiner Wohnung verhaftet, möglicherweise aufgrund einer Denunziation aus dem Freundeskreis. Der Grund für die Festnahme war ihm nicht bekannt, zumal er nach eigenem Bekunden nie zu Treffpunkten Homosexueller gegangen war. Metzger wurde nach § 175 Reichsstrafgesetzbuch (RStGB) zu drei Jahren und sechs Monaten Gefängnisstrafe verurteilt, die er in Landsberg am Lech verbüßen musste. Danach wurde er jedoch nicht in die Freiheit entlassen, sondern in das KZ Dachau gebracht. Statt des rosa Winkels der Homosexuellen musste er den grünen Winkel der sogenannten ‚Berufsverbrecher‘ an der Kleidung tragen. So konnte er gegenüber den Mitgefangenen seine sexuelle Orientierung verheimlichen. Metzger meldete sich nach kurzer Zeit zu einem Transport in das KZ Groß Rosen, wo er 15 Monate lang in der ‚Grube‘ zu schwerer Steinbrucharbeit eingesetzt wurde. Im September 1942 kam er wieder nach Dachau zurück. Als seine Mutter starb, erhielt er keinen ‚Sonderurlaub‘ zur Beerdigungsfeier, sondern wurde nur kurz in die politische Abteilung gerufen.

Von Dachau wurde er in das KZ Flossenbürg verlegt und kam im März 1943 erneut nach Dachau und ab Herbst 1944 in die Außenkommandos von BMW in Allach und Trostberg, wo viele Häftlinge in der Produktion von Flugzeugmotoren arbeiteten. Metzgers Überlebenstaktik war erfolgreich: „Schauen, dass du dich irgendwie mit den Kapos gut stellst, dann kommst du durch.“ (Interview vom 2.5.1998) Vom Allacher Lagerleiter Jarolin wurde Metzger sogar zum Hilfskapo, einem Aufseher über andere Häftlinge, ernannt.

Die Befreiung erlebte er auf dem ‚Todesmarsch‘, zu dem er in den letzten Tagen des NS-Regimes noch gezwungen wurde. Eine Beantragung von Entschädigung hatte Metzger gleich nach der Befreiung als sinnlos angesehen. Er ist möglicherweise der einzige Münchener homosexuelle KZ-Überlebende, der in den 1980er-Jahren einem Aufruf des Bundesverbandes Homosexualität (BVH) Folge leistete, sich als Verfolgter zu melden. Mit Hilfe des Verbands erhielt er eine Entschädigungszahlung.

Quellen

Knoll, Albert, Interview mit Karl Metzger am 2.5.1998, unveröffentlicht.
KZ-Gedenkstätte Dachau, A 807 – Homosexuelle Häftlinge, Metzger Karl, Angaben.

Empfohlene Zitierweise

Albert Knoll: Metzger, Karl (publiziert am 12.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel?tx_nsdlexikon_pi3%5Baction%5D=show&tx_nsdlexikon_pi3%5Bcontroller%5D=Entry&tx_nsdlexikon_pi3%5Bentry%5D=550&cHash=22d66bae7dfd0761ae0f9f5faa58ebc8