Mord an den katholischen Gesellen

Am Abend des 6.5.1919 hatten sich Angehörige des katholischen Gesellenvereins St. Joseph zu einer Versammlung im Max-Kasino, ihrem Vereinslokal, getroffen. Aufgrund der Mitteilung eines unbekannt gebliebenen Denunzianten, es handele sich um eine Spartakisten-Versammlung, ließ ein Hauptmann des preußischen Alexander-Regiments die 21 Gesellen verhaften und in das Prinz-Georg-Palais am Karolinenplatz 5 bringen. Schon auf dem Weg wurden die Gefangenen misshandelt, obwohl sie fortwährend betonten, keineswegs Spartakisten zu sein, wie die Soldaten glaubten, sondern katholische Gesellen. In das Palais drangen dann bayerische Freikorps-Angehörige (Freikorps Bayreuth und Freikorps Epp) ein, in einem fürchterlichen Gemetzel wurden die Gefangenen erschlagen und erschossen. Keiner der an den Morden Beteiligten wurde dafür zur Verantwortung gezogen.

Dieser Vorfall zwang die Verantwortlichen zu einem schnellen Einschreiten, doch nur mit Mühe konnte das Generalkommando das exzessive Töten der Soldaten eindämmen, das mit dem Tag des Einmarsches in München am 1.5.1919 begonnen hatte. Bereits am 5.5.1919 hatte es verfügt, dass Festgenommene nur noch gerichtlich abgeurteilt werden könnten und der nächsten Polizeiwache zu übergeben seien. Dieser Befehl wurde am 7.5.1919, also einen Tag nach den Morden an den Gesellen, noch einmal bekräftigt, wobei eine Hintertür offen gelassen wurde: Bei „Fluchtversuchen“, die leicht konstruiert werden konnten, durften die Soldaten weiter von der Waffe Gebrauch machen. Offiziell fielen dem Einmarsch 557 Menschen zum Opfer, darunter zahlreiche unbeteiligte Zivilist*innen. Die tatsächliche Zahl ist bis heute nicht bekannt, Schätzungen sprechen von über 1000 Opfern.