Erich Mühsam (6.4.1878 Berlin – 10.7.1934 KZ Oranienburg)

Biographies
Verfasst von Joachim Schröder

Anarchistischer Schriftsteller, Journalist und Räterepublikaner

Erich Mühsam, undatiert | BSB, hoff-2864

Der Sohn eines Apothekers schloss sich 1901 einer Gruppe anarchistischer Schriftsteller an, wo er Gustav Landauer kennenlernte. Seine journalistische Karriere begann er 1904 bei der sozialdemokratischen Satire-Zeitschrift „Der Wahre Jakob“. 1908 siedelte er nach München über und wurde dort eine zentrale Figur der Schwabinger Bohème. Er gründete die anarchistische Zeitschrift „Kain. Zeitschrift für Menschlichkeit“. Nach 1914 entwickelte sich Mühsam rasch zu einem erbitterten Kriegsgegner – er hielt Vorträge in Arbeiterzirkeln, sprach in öffentlichen Versammlungen und beteiligte sich am Januarstreik 1918.

In der Novemberrevolution wurde er in den „Revolutionären Arbeiterrat“ kooptiert. Ende November 1918 gründete er die „Vereinigung Revolutionärer Internationalisten“, die eng mit der Spartakusgruppe/KPD kooperierte. An der Ausrufung der Münchner Räterepublik am 7.4.1919 war Mühsam führend beteiligt. In der Nacht vom 12. auf den 13.4. verhaftete ihn die gegenrevolutionäre „Republikanische Schutztruppe“ im Zuge ihres fehlgeschlagenen Putsches. Das Münchner Volksgericht verurteilte ihn zu 15 Jahren Zuchthaus (12.7.1919).

Nach einer Amnestie 1924 aus der Festungshaftanstalt Niederschönenfeld entlassen, siedelte Mühsam nach Berlin über, wo er seine journalistische Tätigkeit fortsetzte und vehement den aufkommenden Nationalsozialismus bekämpfte. Wegen seiner jüdischen Herkunft und seiner politischen Tätigkeit war er den Nationalsozialisten besonders verhasst. Nach dem Reichstagsbrand am 28.2.1933 wurde er sofort verhaftet. Nach endlosen Misshandlungen und Demütigungen ermordete ihn die SS am 10.7.1934 im KZ Oranienburg.

Quellen

Hirte, Chris: Erich Mühsam. Eine Biographie, Freiburg im Breisgau 2009.
Hirte, Chris: Mühsam, Erich, in: Neue Deutsche Biographie (NDB), Bd. 18, Berlin 1997, S. 296-298.
Jungblut, Gerd W. (Hg.): „In meiner Posaune muß ein Sandkorn sein!“ Briefe 1900–1934, Vaduz 1984.
Gerstenberg, Günther (Hg.): Wir geben nicht auf! Texte und Gedichte, München 2003.

Empfohlene Zitierweise

Joachim Schröder: Mühsam, Erich (publiziert am 30.01.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/muehsam-erich-562