Heinrich Müller (28.4.1900 München – 30.4.1945 Berlin/verschollen)

Biographies
Verfasst von Joachim Schröder

Münchner Kriminalbeamter, Chef der Gestapo

Arbeit der Untersuchungskommission des Attentats November 1939 , ganz rechts Müller | BSB, hoff-28787

Müller hatte seit 1917 als Kriegsfreiwilliger am Ersten Weltkrieg teilgenommen. 1919 trat er in den Dienst der Politischen Abteilung der Münchner Polizeidirektion. Zu seinen ersten Aufgaben gehörten Ermittlungen gegen Aktivisten der Räterepublik, fortan war er mit der Überwachung und Bekämpfung der KPD befasst. Müller war überzeugter Katholik, seine politische Einstellung war deutschnational.

Nach 1933 begann seine steile Karriere: Als exzellenter Kenner der kommunistischen Bewegung und äußerst effizienter, willfähriger Beamter diente er sich den neuen Machthabern an. Obwohl zunächst nicht der NSDAP angehörig, nahm ihn Heydrich im April 1934 als leitenden Beamten mit in das Geheime Staatspolizeiamt in Berlin. 1936 wurde er Heydrichs Stellvertreter im neuen „Hauptamt Sicherheitspolizei“, 1939 Chef der Abt. IV (Gestapo) im „Reichssicherheitshauptamt“. Müller war damit nach Himmler und Heydrich der mächtigste Mann im NS-Polizeiapparat, verantwortlich für die Bekämpfung des Widerstands, die Deportation und Ermordung der jüdischen Bevölkerung und die Aufstellung der Mordkommandos in den besetzten Gebieten. Der SS war Müller bereits 1934 beigetreten und erreichte den Dienstrang eines SS-Gruppenführers (1941).

Müllers Tod ist nicht dokumentiert. Er gilt seit Mai 1945 als verschollen. Es wurde spekuliert, dass er beim Einmarsch der sowjetischen Truppen in Berlin gefangen genommen und verschleppt worden sei oder dass ihm die Flucht ins Ausland gelungen sei; wahrscheinlicher ist jedoch, dass er das Kriegsende nicht erlebte.

Quellen

Bundesarchiv Berlin, BDC, SSO 331A.
Bundesarchiv Berlin, BDC, RS E 120.
Staatsarchiv München, Spruchkammerakte, K 1208.
Seeger, Andreas: „Gestapo-Müller“. Die Karriere eines Schreibtischtäters, Berlin 1996.
Tuchel, Johannes: Heinrich Müller: Reichssicherheitshauptamt. Prototyp des Schreibtischtäters, in: Hans-Christian Jasch, Christoph Kreutzmüller (Hg.): Die Teilnehmer. Die Männer der Wannseekonferenz, Berlin 2017, S. 111-128.

Empfohlene Zitierweise

Joachim Schröder: Müller, Heinrich (publiziert am 30.01.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/mueller-heinrich-563