Josef Müller (27.3.1898 Steinwiesen – 12.9.1979 München)

Biographies
Verfasst von Andreas Eichmüller

Rechtsanwalt, NS-Gegner und Politiker

Josef Müller (1898-1979), Aufnahme vom 22.7.1951 | Bayerische Staatsbibliothek München/Fotoarchiv Timpe, timp-009135

Der aus Oberfranken stammende, katholische Bauernsohn („Ochsensepp“) absolvierte ein Studium der Rechte und der Volkswirtschaftslehre in München, das er 1925 mit der Promotion abschloss. Nachfolgend war er in der Landeshauptstadt als Rechtsanwalt tätig, politisch schloss er sich der Bayerischen Volkspartei an. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde er Offizier bei der Abwehr im Oberkommando der Wehrmacht. Er gehörte dort der Widerstandsgruppe um Hans Oster an. Aufgrund seiner guten Verbindungen zu kirchlichen Kreisen fungierte er als Kontaktmann der Gruppe zum Vatikan. Dort versuchte er, den Papst als Vermittler für einen Frieden mit den Westmächten für den Fall von Hitlers Sturz zu gewinnen. Anfang April 1943 wurde Müller verhaftet und zunächst in Berlin, ab Februar 1945 dann in verschiedenen KZ inhaftiert.

Nach Kriegsende gehörte Müller zu den führenden Persönlichkeiten der CSU in Bayern. Innerhalb der divergierenden Parteiflügel stand er für einen überkonfessionellen Kurs auf christlicher Grundlage. 1946 bis 1949 war Müller Parteivorsitzender, von 1947 bis 1952 außerdem Bayerischer Staatsminister der Justiz. Nach Bestechungsvorwürfen im Zuge der von ihm selbst maßgeblich mitinitiierten Affäre um den Präsidenten des Landesentschädigungsamtes Philipp Auerbach trat er von diesem Amt zurück. Anschließend führte Müller noch bis 1960 den CSU-Bezirksverband München. Nach dem Auslaufen seines Landtagsmandats 1962 zog er sich aus der aktiven Politik zurück.

Quellen

Gelberg, Karl-Ulrich: Josef Müller (1898–1979), in: Jürgen Aretz u. a. (Hg.): Zeitgeschichte in Lebensbildern. Aus dem deutschen Katholizismus des 19. und 20. Jahrhunderts, Bd. 8, Mainz 1997, S. 155-172.
Hettler, Friedrich H.: Josef Müller – Mann des Widerstandes und erster CSU-Vorsitzender, München 1991.
Müller, Josef: Bis zur letzten Konsequenz. Ein Leben für Frieden und Freiheit, München 1975.

Empfohlene Zitierweise

Andreas Eichmüller: Müller, Josef (publiziert am 26.10.2023), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/mueller-josef-564