Münchner Residenz (1918 – 1945)

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Verfasst von Paul Hoser

Stadtschloss in der Münchner Innenstadt

Zerstörtes Antiquarium in der Münchner Residenz, 1944 | SZ Photo/Scherl, 00008234

Bereits im Spätmittelalter befand sich an der nordöstlichen Ecke der heutigen Residenz eine Burg. Von 1385 bis 1390 wurde an der Nordostecke der neuen Stadtmauer die Neuveste als viereckige Wasserburg angelegt, 1476 die Burg in die Stadtbefestigung einbezogen. Von 1569 bis 1571 wurde das Antiquarium gebaut, das zur Unterbringung der herzoglichen Bibliothek und der Sammlung antiker Skulpturen diente. Es handelte sich um den größten Renaissanceraum nördlich der Alpen.

Unter Maximilian I. folgten 1601 bis 1603 der Bau der Hofkapelle und der für ihn privat bestimmten Reichen Kapelle. Weiterhin entstand die Vierflügelanlage um den Kaiserhof. Von 1611 bis 1616 wurde der Kaisersaal geschaffen. Von 1611 bis 1619 entstand die lange Westfront, die bis ins 19. Jahrhundert die einzige Schauseite der Residenz bildete. Von 1751 bis 1753 baute Francois Cuvilliés überdies das heute nach ihm benannte Theater. 1803 wurde der Alte Herkulessaal (heute Max-Josef-Saal) umgebaut. Unter Ludwig I. erhielt die Residenz ihre endgültige Gestalt. Von 1826 bis 1835 schuf Klenze nach dem Vorbild des Palazzo Pitti den Königsbau an der Nordseite des Max-Joseph-Platzes. An der Ostseite kam ab 1842 die Allerheiligen-Hofkirche hinzu, ebenfalls ein Werk von Klenzes; von 1832 bis 1842 folgte der Festsaalbau. Seit den 1920er-Jahren wurde die Residenz zum Museum umgewandelt. Geführte Besichtigungen waren schon im 19. Jahrhundert möglich gewesen.

Die Residenz war in der politischen Geschichte Münchens und Bayerns in der Weimarer Republik mehrfach Schauplatz wichtiger Ereignisse: Am 7.11.1918 gegen 20 Uhr kamen die Minister zu König Ludwig III. und baten ihn wegen der unsicheren Lage, München unverzüglich zu verlassen. Kurz vor Mitternacht proklamierte Kurt Eisner im Landtag den Freistaat Bayern. Demonstranten hatten inzwischen vor der Residenz „Nieder mit dem König“ gerufen.

Am 9.11.1923 vormittags zogen die Teilnehmer des Hitlerputsches vom Bürgerbräukeller über den Marienplatz bis in die von der Landespolizei abgesperrte Residenzstraße. Bei einem gegen 12.45 Uhr ausgebrochenen Feuergefecht starben 15 Putschisten, vier Polizisten und ein Unbeteiligter.

Im November 1933 richtete Kreistagspräsident Christian Weber seine Amtsräume im Gebäudekomplex um den Kaiserhof ein. Seit 1935 war in mehreren Räumen der Residenz auch die öffentlich zugängliche Sammlung „F.J.M. Rehse – Archiv für Zeitgeschichte und Publizistik“ untergebracht, die von der NSDAP 1929 erworben worden war. Ein Teil befindet sich heute in der Abteilung V (Nachlässe und Sammlungen) des Bayerischen Hauptstaatsarchivs.

Große Teile der Residenz wurden 1944 und 1945 durch Bombenangriffe zerstört. Nur die Kunstschätze hatte man rechtzeitig sicher verwahrt. Schon bald nach dem Krieg wurde mit dem Wiederaufbau der Residenz begonnen. Eine zentrale Rolle spielte dabei Otto Meitinger als Vorstand des Residenzbauamts. Zwischen 1948 und 1951 wurde das Neue Residenztheater gebaut, von 1951 bis 1953 anstelle des Thronsaals Ludwigs I. der neue Herkulessaal. Bau- und Restaurierungsarbeiten sind immer noch in Gang.

Quellen

Bayer, Adalbert Prinz von: Als die Residenz noch Residenz war, München 1967.
Dornberg, John: Hitlers Marsch zur Feldherrnhalle. München, 8. und 9. November 1923, München 1983.
Marr, Thorsten: Die Münchener Residenz 1918 bis 1931. Vom Schloss zum Museum, in: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte, Bd. 79, Heft 1, 2016, S. 97–158.
Nerdinger, Winfried (Hg.): Ort und Erinnerung. Nationalsozialismus in München, Salzburg u.a. 2006.

Empfohlene Zitierweise

Paul Hoser: Münchner Residenz (publiziert am 31.10.2023), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/muenchner-residenz-577