Mustersiedlung Ramersdorf

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Verfasst von Ulrike Haerendel

Moderne Wohnungskonzepte für den Münchner Mittelstand

Richtfest der NS-Mustersiedlung Ramersdorf, 20.4.1934 | Stadtarchiv München, NSF-03402, Foto: Kurt Huhle

Mit einer gebauten Siedlungsausstellung wollte Münchens ehrgeiziger Wohnungsreferent Guido Harbers 1934 das neue Wohnen für den Mittelstand präsentieren. Politisch auf Parteilinie, architektonisch jedoch auch zur Moderne hin offen, entwarf Harbers zusammen mit Architekten wie Franz und Sep Ruf die ‚Mustersiedlung Ramersdorf‘, die sich von der Gleichförmigkeit der vorherrschenden Siedlungskonzepte unterschied. Die 192 Häuser lagen an geschwungenen Straßen und zeigten unterschiedliche architektonische Lösungen, die sich mit dem vom Nationalsozialismus geforderten Heimatstil weitgehend in Übereinstimmung bringen ließen. Im Kontrast zum Sichtbezug der Siedlung auf die Wallfahrtskirche Maria Ramersdorf entstand die nüchterne evangelische Gustav-Adolf-Kirche. Richtig populär wurde Ramersdorf auch deshalb nicht für die Nationalsozialisten, weil die Häuser, etwa im Vergleich mit den Häuschen der Reichskleinsiedlungen, zu komfortabel und teuer waren, um als ‚Muster‘ für den deutschen Arbeiter zu gelten. Mit etwa 300 000 Besucher*innen im Sommer 1934 blieb die ‚Deutsche Siedlungsausstellung‘ in Ramersdorf weit hinter den Erwartungen zurück.

Quellen

Haerendel, Ulrike: Kommunale Wohnungspolitik im Dritten Reich. Siedlungsideologie, Kleinhausbau und “Wohnraumarisierung“ am Beispiel Münchens, München 1999.
Henn, Ursula: Die Mustersiedlung Ramersdorf in München, München 1987.

Empfohlene Zitierweise

Ulrike Haerendel: Mustersiedlung Ramersdorf (publiziert am 11.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/mustersiedlung-ramersdorf-581