Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD)

Organizations
Verfasst von Ulla-Britta Vollhardt

1964 gegründete rechtsextremistische Partei, die sich 2023 in "Die Heimat" umbenannte

Ankündigung einer NPD-Parteiversammlung im Münchner Schwabingerbräu am 27. April 1967 | Ströer DSM GmbH, 15-471

Die Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD) wurde 1964 in Hannover als Sammlungsbewegung der äußersten Rechten gegründet. Dem 18-köpfigen NPD-Bundesvorstand gehörten 1965 14 ehemalige Nationalsozialisten, davon 11 ‚Alte Kämpfer‘, an. Vor dem Hintergrund der ersten wirtschaftlichen Rezession in der Bundesrepublik und der gesellschaftlichen Liberalisierungstendenzen errang die Partei in der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre überraschende Wahlerfolge. Mit ihren extrem nationalistischen, revanchistischen, antikommunistischen und fremdenfeindlichen Parolen reüssierte sie vor allem im Mittelstand, bei Bauern, Arbeitern, Kriegsveteranen sowie Geflüchteten und Vertriebenen. Zwischen 1966 und 1968 zog sie in sieben Länderparlamente ein, im Bayerischen Landtag war sie mit 15 Abgeordneten (7,4 %) von 1966 bis 1970 sogar drittstärkste Partei hinter CSU und SPD. Der bayerische Landesverband wurde mit über 5000 Mitgliedern (1966) zum stärksten innerhalb der NPD, bundesweit gehörten der Rechtspartei bis zu 28.000 Mitglieder (1969) an. Anhaltende öffentliche Proteste und ihre politische Isolierung führten dazu, dass die NPD seit 1969 auf Länder- und Bundesebene keinen Erfolg mehr hatte. Ihr Mitgliederstand sank seit den 1970er-Jahren stetig bis auf 3500 (1996). In den 1990er-Jahren öffneten sich die Nationaldemokraten gegenüber der neonazistischen Szene und wandten sich einem ‚völkischen Nationalismus‘ zu. Sie beteiligten sich alljährlich an den – 2005 verbotenen – Rudolf-Heß-Gedenkmärschen in Wunsiedel und organisierten 1997 den rechtsextremistischen Aufmarsch gegen die so genannte Wehrmachtsausstellung in München.

Die ideologisch radikalisierte, programmatisch an die NSDAP angelehnte Partei gewann in den östlichen Bundesländern neue Anhänger. Mit Hilfe von Wahlabsprachen mit der Deutschen Volksunion (DVU), die später in der NPD aufging, konnte sie 2004 mit 12 Abgeordneten in den sächsischen Landtag einziehen, 2006 folgte der Sprung in den Landtag von Mecklenburg-Vorpommern. Im Münchner Stadtrat war die NPD von 2008 bis 2020 durch ihre Tarnliste ‚Bürgerinitiative Ausländerstopp‘ (BIA) vertreten. Der BIA-Stadtrat Karl Richter leitete zwischen 2012 und 2020 den bayerischen NPD-Landesverband (2012 ca. 850 Mitglieder); er war zugleich stellvertretender NPD-Bundesvorsitzender. Die offen verfassungsfeindliche Partei mit ihren 3000 Mitgliedern (2023) benannte sich im Juni 2023 um und agiert nun unter dem Parteinamen ‚Die Heimat‘. Derzeitiger Vorsitzender ist Frank Franz. Alle bisherigen Parteiverbotsverfahren scheiterten.

Quellen

Forstner, Thomas: Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD), Landesverband Bayern, publiziert am 11.02.2013; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Nationaldemokratische_Partei_Deutschlands_(NPD),_Landesverband_Bayern_> (zuletzt aufgerufen am 16.11.2023).
Jesse, Eckhard: Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD), in: Decker, Frank/Neu, Viola (Hg.): Handbuch der deutschen Parteien, Wiesbaden 2013, S. 335-344.
Kailitz, Steffen: Rechtsextremismus in der Bundesrepublik Deutschland. Auf dem Weg zur „Volksfront“?, Sankt Augustin 2005.
Pfahl-Traughber, Armin: Der „zweite Frühling“ der NPD. Entwicklung, Ideologie, Organisation und Strategie einer rechtsextremistischen Partei, Sankt Augustin u.a. 2008.

Empfohlene Zitierweise

Ulla-Britta Vollhardt: NPD (Nationaldemokratische Partei Deutschlands) (publiziert am 13.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel/npd-nationaldemokratische-partei-deutschlands-603