Das Oktoberfest, im Volksmund der Münchner auch ‚Wiesn‘ genannt, ist mit aktuell rund sechs Millionen Besucher*innen das größte Volksfest der Welt. Es findet jährlich auf der Münchner Theresienwiese statt und geht auf ein Pferderennen am 17.10.1810 zur Feier der fünf Tage zuvor begangenen Vermählung von Kronprinz Ludwig, dem späteren Ludwig I. von Bayern, mit Prinzessin Therese von Sachsen Hildburghausen zurück. Mit 40.000 Besucher*innen war das Ereignis ein so großer Erfolg, dass es fortan jährlich wiederholt wurde. In 24 Kriegs- und Krisenjahren fiel es dagegen aus.
Von Anfang an wuchs das Fest Jahr für Jahr. Bereits 1818 wurde das erste Karussell aufgestellt, ein Jahr später übernahm die Stadt München die Festleitung. Zwischen 1850 und 1853 wurde die Bavaria mit Ruhmeshalle auf der Theresienhöhe erbaut, das Fest zu ihren Füßen wurde auf zwei Wochen verlängert und in die schöneren letzten Septemberwochen verlegt. Von 1880 an durften die Münchner Brauereien Bier verkaufen. Sie ersetzten die Bierbuden durch große Hallen, seit 1887 gibt es den festlichen Einzug der Wirte. Gleichzeitig zog die Einführung des elektrischen Lichts immer mehr Schausteller*innen an. Bereits Ende des 19.Jahrhunderts war das Oktoberfest in aller Welt bekannt, zum 100. Geburtstag 1910 fasste das größte Bierzelt Bräurosl 12.000 Gäste – mehr als jedes heutige.
Während ihrer Herrschaft banden die Nationalsozialisten auch das Oktoberfest in ihre Propagandamaschinerie ein. Hitler selbst, obwohl er das Fest als strikter Abstinenzler nie besuchte, bezeichnete die Wiesn als „etwas für die Münchner Heiliges“, das nie angetastet werden dürfe; er unterband später Umbaupläne der Theresienwiese. Fast alle führenden Parteigrößen nutzten das Oktoberfest ausgiebig zu propagandistischer Repräsentation und genossen Vorzugsbehandlung. Die traditionelle Beflaggung in den Stadt- und Landesfarben war schon 1933 im Außenbereich durch Hakenkreuzfahnen ersetzt. Zudem war Juden die Beschäftigung verboten worden. Dies betraf auch den Mehrheitseigner der Löwenbräu AG, Hermann Schülein, der schließlich mit seiner Familie emigrierte. Ein pompöser Festzug zur 125-Jahrfeier 1935 propagierte die „Verbrüderung von Bauern und Städtern zur Volksgemeinschaft“; 1938, nach der Annektion Österreichs, wurde der Name in ‚Großdeutsches Volksfest‘ geändert.
Während des Krieges fiel die ‚Wiesn‘ aus, nach einem kleinen ‚Herbstfest‘ von 1946 bis 1948 startete sie 1949 wieder offiziell als Oktoberfest. Seit 1950 wird es mit dem Anstich des ersten Bierfasses durch den jeweiligen Münchner Oberbürgermeister – damals Thomas Wimmer – eröffnet.
1980 explodierte am Haupteingang eine von dem rechtsradikalen Gundolf Köhler gelegte Bombe, die 13 Menschen tötete und über 200 Menschen zum Teil schwer verletzte. Bis heute sind die Hintergründe dieses größten Terroranschlags der jüngeren deutschen Geschichte nicht restlos geklärt. Der zunehmenden Kommerzialisierung des Festes setzte man zur 200-Jahr-Feier 2010 die sogenannte ‚Oide Wiesn‘ mit historischen Fahrgeschäften und alternativem Unterhaltungsprogramm entgegen, das seitdem – außer in jedem fünften Jahr, in dem wegen des Zentralen Landwirtschaftsfestes kein Platz ist – ebenfalls jährlich ausgerichtet wird.